2. Leben in einem Rechtsstaat

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2. Leben in einem Rechtsstaat

Wenn junge Menschen mit dem Gesetz in Konflikt kommen und dabei jemandem schaden, kann manchmal ein TĂ€ter-Opfer-Ausgleich erfolgen. In diesem Kapitel lernst du, welche Voraussetzungen dieser hat und welche Ziele er verfolgt. Außerdem setzt du dich mit dem VerhĂ€ltnis von Recht und Gerechtigkeit auseinander – denn nicht alles, was Recht ist, fĂŒhlt sich immer gerecht an.

Versuch einer Wiedergutmachung: Der TĂ€ter-Opfer-Ausgleich

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Der Text zum Audio

Mediator (M): Guten Tag, Frau Schmidt, hallo Tom. Wir treffen uns hier zum TĂ€ter-Opfer-Ausgleich. Das Ziel soll eine gĂŒtliche Einigung sein. Damit sollen strafrechtliche Folgen vermieden werden.

Ein paar wichtige Informationen vorneweg. Die Teilnahme an diesem GesprĂ€ch ist fĂŒr alle Beteiligten freiwillig. Begleitet wird das GesprĂ€ch von einem ausgebildeten Konfliktberater. Das bin in diesem Fall ich. Ich achte darauf, dass der Prozess fair und ausgewogen verlĂ€uft.

TĂ€ter und Opfer haben die Möglichkeit, miteinander zu sprechen und ihre GefĂŒhle, Bedenken und BedĂŒrfnisse auszudrĂŒcken.

Der TĂ€ter kann bereit sein, Wiedergutmachung fĂŒr den angerichteten Schaden zu leisten.

Am Ende des Prozesses kann eine schriftliche Vereinbarung zwischen TĂ€ter und Opfer festgehalten werden. Darin können die Bedingungen fĂŒr die Wiedergutmachung und mögliche weitere Schritte festgelegt werden.

Das GesprÀch soll die Offenheit, den Dialog und das VerstÀndnis zwischen TÀter und Opfer fördern. Ziel ist es, die Konflikte zu lösen und die Wiederherstellung des Vertrauens zu erreichen.


Wir treffen uns hier, um ĂŒber die SachbeschĂ€digung zu sprechen, die vor Wochen stattgefunden hat. Tom, du bist der Beschuldigte. Frau Schmidt, Sie sind das Opfer. Tom, schilderst du bitte zunĂ€chst den Vorfall aus deiner Sicht.

Tom (T): Ja, also, Frau Schmidt, es tut mir leid, dass ich das getan habe. Das will ich gleich zu Beginn sagen. Es war ein großer Fehler. Ich war in dieser Nacht sehr frustriert und wĂŒtend. Deshalb habe ich die Scheibe Ihres GartenhĂ€uschens eingeschlagen. An dem Tag war einfach alles schiefgelaufen: In der Schule eine 6 rausbekommen und am Abend beim Ausgehen hat mich ein MĂ€dchen, auf das ich stehe, total abblitzen lassen.

M: Danke, Tom, dass du das offen zugibst. Frau Schmidt, wie haben Sie sich bei der SachbeschĂ€digung gefĂŒhlt?

Frau Schmidt (S): Es war sehr beĂ€ngstigend, als ich das Klirren der Scheibe hörte. Ich hatte Angst, weil ich nicht wusste, wer das war und warum jemand so etwas getan hat. Außerdem hatte ich Angst, dass dann auch in mein Haus eingebrochen wird.

M: Danke, Frau Schmidt. Jetzt verstehen wir den Vorfall besser. Tom, möchtest du dich bei Frau Schmidt entschuldigen?

T: Ja, das will ich. Frau Schmidt, es tut mir sehr leid, dass ich die Scheibe eingeschlagen und Ihnen Angst gemacht habe. Das war falsch! Ich hĂ€tte das nicht tun dĂŒrfen.

S: Danke, Tom. Ich schÀtze deine Entschuldigung.

M: Gut. Nun: Wie machen wir weiter? Tom, hast du darĂŒber nachgedacht, wie du den Schaden wieder gutmachen könntest?

T: Ja. Ich bin natĂŒrlich bereit, die Kosten fĂŒr die Reparatur der Scheibe zu ĂŒbernehmen und mich bei Frau Schmidt zu entschuldigen.

S: Das klingt fair. Ich denke, das wÀre ein Schritt in die richtige Richtung.

M: Das ist gut zu hören. Tom, wĂŒrdest du dich auch dazu verpflichten, dir professionelle Hilfe zu suchen, um deine Wut besser zu bewĂ€ltigen?

T: Was bedeutet professionelle Hilfe?

M: SozialpÀdagogen oder Therapeuten erarbeiten mit dir, was du tun kannst, wenn deine Wut hochkommt. Das kann allein oder in einer Gruppe mit Menschen, die Àhnliche Schwierigkeiten haben, geschehen.

T: Ja, ich denke, das wÀre eine gute Idee. Ich will ja auch, dass so etwas nicht noch einmal passiert.

M: Schön 
 Das ist ein wichtiger Schritt in Richtung Versöhnung. Frau Schmidt, sind Sie mit diesen VorschlĂ€gen einverstanden?

S: Ja, das bin ich. Ich schĂ€tze Toms Bereitschaft, Verantwortung fĂŒr das Geschehene zu ĂŒbernehmen. Das hilft mir.

M: Sehr gut. Wir halten jetzt alle Vereinbarungen schriftlich fest, um sicherzustellen, dass sie eingehalten werden. Ich hoffe, dass dies der erste Schritt auf dem Weg zur Wiederherstellung des Vertrauens zwischen Ihnen beiden sein kann.

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Basisaufgabe Vertiefungsaufgabe
Basisaufgabe Vertiefungsaufgabe
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Aufgabe

Was sagst du dazu?

HĂ€tte dir Toms Entschuldigung gereicht? Fandest du sie ĂŒberzeugend? Denkst du, er meinte sie ehrlich?
Diskutiere deine Meinung mit deinen MitschĂŒlerinnen und MitschĂŒlern! 

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Merkwissen – Heftereintrag

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Fahre nun mit deinem Heftereintrag fort. Übernimm die Informationen in deinen Hefter!

TĂ€ter-Opfer-Ausgleich

Voraussetzungen:

  • Der gestĂ€ndige TĂ€ter oder die TĂ€terin war zur Tatzeit zwischen 14 und 21 Jahre alt.
  • Der TĂ€ter bzw. die TĂ€terin sowie die geschĂ€digte Person sind mit dem TĂ€ter-Opfer-Ausgleich einverstanden.
  • MinderjĂ€hrige benötigen das EinverstĂ€ndnis der Sorgeberechtigten.

Vorteile bzw. Nutzen

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Ist das Recht denn immer gerecht?

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Findest du die KĂŒndigung gerechtfertigt?

Diese Antwortoptionen können dir helfen: 

A. Ich finde die KĂŒndigung gerechtfertigt, weil ...

  • 
 jeder Diebstahl Folgen haben muss.
  • ... ich alle DiebstĂ€hle gleichbehandeln muss.
  • ... Diebstahl sonst „normal“ wird.

B. Ich finde die KĂŒndigung nicht gerechtfertigt, weil ...

  • 
 es sich nur um einen geringen Wert handelt.
  • ... die Kassiererin eh nicht so viel verdient.
  • ... man nicht weiß, wem die Bons eigentlich gehören.
  • ... dem Supermarkt ja kein Schaden entstanden ist.
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Wie wĂŒrdest du entscheiden, wenn die Kassiererin 


  • 
 sehr schlecht bezahlt wĂŒrde?
  • ... erst seit wenigen Monaten im Supermarkt arbeitet?
  • ... nicht sehr gut Deutsch kann?
  • ... deine Nachbarin wĂ€re?
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Aufgabe

Diskutiere deine Meinung mit deinen MitschĂŒlerinnen und MitschĂŒlern!

Man wird doch wohl sein Smartphone laden dĂŒrfen ...

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Angenommen, an deiner Schule wÀren Smartphones nicht verboten. Am Vormittag stellst du fest, dass der Akku des GerÀts fast leer ist. Du brauchst das Smartphone jedoch auf dem Heimweg, da du dort deine Busfahrkarte gespeichert hast.

Darfst du das Smartphone an der Steckdose im Klassenzimmer laden?

Lies dazu § 242 StGB (Strafgesetzbuch) im Aufklappkasten.

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§ 242 StGB

§ 242 Diebstahl

(1) Wer eine fremde bewegliche Sache einem anderen in der Absicht wegnimmt, die Sache sich oder einem Dritten rechtswidrig zuzueignen, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fĂŒnf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.

(2) Der Versuch ist strafbar.

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Aufgabe

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Ob eine Handlung gerecht oder ungerecht ist, ist immer eine Frage der Betrachtung und der individuellen Interessen. Aber stets gibt es eindeutige Regeln, die in solchen StreitfÀllen anzuwenden sind.

Doch Regeln sind nicht starr. In der Eisdiele hÀttest du einfach fragen können, ob du dein Smartphone aufladen darfst. Im Einzelfall kann ein sogenanntes Salomonisches Urteil gefÀllt werden.

Lies und höre, was es damit auf sich hat:

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Salomonisches Urteil

Der Name „Salomonisches Urteil“ bezeichnet eine Entscheidung oder ein Urteil, das oft als besonders weise und gerecht angesehen wird. Er stammt aus einer alten Geschichte ĂŒber König Salomo im Alten Testament der Bibel.

Salomonisches Urteil
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Ein „Salomonisches Urteil“ bezeichnet also eine Entscheidung, bei der jemand auf kluge Weise eine faire Lösung fĂŒr ein Problem findet. Oft geschieht dies dadurch, dass man die BedĂŒrfnisse der Menschen erkennt und nach gerechten Prinzipien handelt.

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Basisaufgabe Vertiefungsaufgabe
Basisaufgabe Vertiefungsaufgabe
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