2. Spurensuche mit Satellit: Was ist eine Stadt im Mittelalter?

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Stadtplan der Altstadt von Bautzen
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Urheber: OpenStreetMap

https://www.openstreetmap.org/#map=17/51.18217/14.42365

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Ich habe mich gefragt, welche Spuren der mittelalterlichen StÀdte heute eigentlich noch zu sehen sind. Dabei kam mir der Gedanke, die Satellitenbilder zu nutzen, die es im Netz gibt. Es muss doch möglich sein, Spuren des Mittelalters aus der Luft zu erkennen!

2.1 Merkmale einer Stadt im Mittelalter

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ZunĂ€chst einmal mĂŒssen wir mit unserer Vorstellung einer Stadt etwas aufrĂ€umen. Mittelalterliche StĂ€dte waren deutlich kleiner als heutige. Köln, im Mittelalter eine Weltstadt, hatte in ihrer BlĂŒte gerade einmal 40.000 Einwohner. Die meisten StĂ€dte des Mittelalters werden einige tausend Bewohner gehabt haben. UnabhĂ€ngig von ihrer GrĂ¶ĂŸe verfĂŒgten mittelalterliche StĂ€dte aber ĂŒber folgende Merkmale: einen Markt, eine zentrale Kirche, ein Rathaus und Stadtmauern.

Diagramm: Einwohnerzahlen in deutschen StÀdten um 1400

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Aufgabe

  1. Vergleiche die Einwohnerzahlen aus dem Diagramm oben mit den heutigen Einwohnerzahlen dieser StÀdte.
  2. Bewerte die GrĂ¶ĂŸe von mittelalterlichen StĂ€dten mithilfe deiner Ergebnisse.

Der Markt

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Urheber: Il Dottore

https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Medieval_market.jpg

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Mittelalterliche Marktszenen

Mittelalterliche Darstellung eines Marktes, KĂŒnstler unbekannt

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Urheber: Semofa

https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Aertsen,_Pieter_-_Market_Scene.jpg?uselang=de

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Mittelalterliche Marktszenen

Pieter Aertsen (1508 – 1575), Marktszene, Öl auf Holz, 1550.
Dieses Bild stammt zeitlich nicht mehr aus dem Mittelalter, aber die Vielfalt an Waren und Menschen gab es auch schon auf mittelalterlichen MĂ€rkten.

Der Markt war im Mittelalter der zentrale Schauplatz einer Stadt. Auf einem Markt wurden alle Waren des alltĂ€glichen Lebens gehandelt wie z. B. GemĂŒse, Fisch und Fleisch, Eisenwaren oder Textilien. Die Regeln fĂŒr den Handel wurden in einer Marktordnung festgelegt.
Daneben war der Markt der soziale Treffpunkt der Stadt, wo man sich traf und die neusten Nachrichten austauschte. Wichtige Ereignisse oder Regeln wurden dort durch lautes Rufen oder Vorlesen öffentlich gemacht, und öffentliche Bestrafungen wurden durchgefĂŒhrt. Nicht zufĂ€llig lagen wichtige stĂ€dtische GebĂ€ude wie die zentrale Kirche oder das Rathaus meist direkt am Marktplatz. Daneben reihten sich die prĂ€chtigen HĂ€user der reichsten Kaufleute und Handwerker.

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Quelle

Markt- und Gewerbeordnung fĂŒr die Stadt Landshut (1256)

  1. Wir verbieten, Schwerter und Dolche innerhalb der Stadt zu tragen. Und sooft Leute getroffen werden, die Schwerter tragen, sooft werden sie der Stadt 6 Schillinge und dem Richter 60 Pfennige zahlen.
  2. Wenn einer (der ein Schwert trÀgt) kein Geld besitzt, wird ihm die Hand abgeschlagen werden. (...)
  1. Wucherer, VorkĂ€ufer, Gesellschaften, die in der Volkssprache Einung heißen, verbieten wir unter Strafe von 5 Pfund und erklĂ€ren sie außerdem fĂŒr rechtlos.
  2. Wir verordnen, 2 1/2 Pfund Rindfleisch fĂŒr einen Schilling zu verkaufen und ebenso viel Hammelfleisch und drei Pfund Ziegenfleisch. Die Leute, die es anders machen, werden der Stadt 6 Schillinge und dem Richter 60 Pfennige zahlen. (...)
  1. Wir verordnen, dass kein Kauf außerhalb des öffentlichen Marktes stattfindet, was die Leute betrifft, die der Stadt Waren zufĂŒhren. (...)
  1. Wir verordnen, dass unsere BĂŒrger den Eimer Römerwein fĂŒr 5 Schillinge ausschenken, die Fremden aber fĂŒr ein halbes Pfund und 10 Pfennige. Den besten Frankenwein werden sie fĂŒr 75 Pfennige, den mittleren fĂŒr 55 Pfennige ausschenken. Wer zwei Weine zugleich ausschenkt oder mischt und wer das Maß nicht an den Tisch trĂ€gt, wird der Stadt 6 Schillinge und dem Richter 60 Pfennige zahlen. (...)
  1. Lotterbuben in jeder Art, fahrende SchĂŒler mit langem Haar halten wir fern. Die Leute, die sie ĂŒber eine Nacht hinaus beherbergen, verurteilen wir zu 1 Pfund.

MGH LL, Constitutiones II, Nr. 439.

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Aufgabe

  1. Triff eine begrĂŒndete Vermutung zum sozialen Stand der abgebildeten Personen auf dem ersten Galeriebild in „Mittelalterliche Marktszenen“. Achte dabei auf die Waren und die Kleidung der Leute.
  2. Stell dir vor, du kommst im Jahre 1256 als HĂ€ndler nach Landshut, um dort deine Waren zu verkaufen. Worauf solltest du achten?
  3. Welche dieser Verordnungen gibt es heute noch (in Àhnlicher Form) und welche haben wir gar nicht mehr?

Das Rathaus

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Blick vom Marktplatz mit dem historischen WohltÀterbrunnen auf das Rathaus von Wernigerode.
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Urheber: BĂ€rwinkel,Klaus

https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Blick_auf_das_Rathaus_Wernigerode.JPG

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Blick vom Marktplatz mit dem historischen WohltÀterbrunnen auf das Rathaus von Wernigerode.

Im Mittelalter entwickelten sich die ersten RathĂ€user meist als Reaktion auf die Verleihung des Stadtrechts. Nachdem sich die BĂŒrger Rechte erkĂ€mpft hatten, wurde ein Ort benötigt, der diese neu gewonnenen Rechte reprĂ€sentierte und an dem diese Rechte auch ausgelebt werden konnten. Dabei wurden die RathĂ€user meist fĂŒr mehrere Zwecke genutzt: Sie dienten als Verwaltungssitz, GerichtssĂ€le waren in ihnen untergebracht und im Erdgeschoss wurde von Kaufleuten oftmals Handel betrieben. Viele RathĂ€user hatten einen Festsaal.

Die Kirche

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Stadtkirche St. Peter und Paul (Görlitz), Ansicht von SĂŒden
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Urheber: ErwinMeier

https://commons.wikimedia.org/wiki/File:G%C3%B6rlitz_St._Peter_und_Paul_01.jpg

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Die Pfarrkirche St. Peter und Paul in Görlitz entstand bereits um das Jahr 1230 und wurde im Laufe der Jahre mehrfach umgebaut.

Der Glaube an Gott und die Kirche waren im Mittelalter allgegenwĂ€rtig und bestimmten das Leben der Menschen. Dies zeigte sich auch in der Architektur der KirchengebĂ€ude. Die prĂ€chtigen Bauten sollten durch ihre GrĂ¶ĂŸe und ihre prachtvolle Ausstattung Demut und Ehrfurcht vor Gott erwecken. Gleichzeitig hoben GrĂ¶ĂŸe und Prunk die besondere Bedeutung der Kirche hervor. Auch die Position der Kirchenbauten im mittelalterlichen Stadtbild machte die Bedeutung der Kirche klar. So befand sich immer eine zentrale Kirche im Herzen der Stadt, beispielsweise am oder in der NĂ€he des Marktplatzes.

Die Mauern

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Urheber: André Karwath aka Aka

https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Zwickau_city_wall_with_powder_tower_(aka).jpg

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Galerie: Stadtmauern

Dieses Bild zeigt die Reste der Stadtmauer mit dem Pulverturm in Zwickau.

tralsund,_Germany,_Stadtmauer_(2006-09-29)
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Urheber: Klugschnacker aus Stralsund

https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Stralsund,_Germany,_Stadtmauer_(2006-09-29).JPG

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Galerie: Stadtmauern

Hier siehst du eine Stadtmauer mit Strebepfeilern in Stralsund. Sie wurde erstmals in der Mitte des 13. Jahrhunderts erwÀhnt und seitdem immer wieder leicht baulich verÀndert.

Rekonstruktion einer Dorfpalisade, um 1200, Museumsdorf DĂŒppel, Freilichtmuseum, Berlin
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Urheber: Lienhard Schulz

https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Museumdorf_D%C3%BCppel2.JPG

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Galerie: Stadtmauern

Auch Dörfer versuchten sich vor Angreifern zu wehren und sich von anderen abzugrenzen. Hier ist die Rekonstruktion (Nachbau) einer mittelalterlichen Holzpalisade zu sehen, die im Freilichtmuseum bzw. Museumsdorf DĂŒppel steht.

aerial panorama of Cité de Carcassonne
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Urheber: Chensiyuan

https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:1_carcassonne_aerial_2016.jpg

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Galerie: Stadtmauern

Hier ist die imposante Wehrmauer der Stadt Carcassone zu sehen. Sie wurde in mehreren Bauperioden immer weiter ausgebaut, sodass es Ă€ußere und innere Mauern, mehrere GrĂ€ben und zahlreiche TĂŒrme zu bestaunen gibt.

Stadtmauern waren im Mittelalter ein wesentliches Merkmal der Stadtgrenze. Sie erfĂŒllten gleich mehrere Zwecke: Einerseits dienten sie als Schutz vor feindlichen ÜberfĂ€llen, andererseits zeigten sie die Grenze einer sozialen Gemeinschaft und eines Bezirkes, in dem bestimmte Rechte galten. DafĂŒr wurden die Stadtmauern meist so gebaut, dass ein Angreifer sie alleine nicht ĂŒberwinden konnte. Die Ein- und AusgĂ€nge aus der Stadt waren nur in bewachten DurchbrĂŒchen, den Stadttoren, möglich. Wie aufwendig und sicher eine Stadtmauer errichtet wurde, hing dabei vom verfĂŒgbaren Baumaterial und dem Vermögen einer Stadt ab.

2.2 Was ist heute aus der Luft zu sehen?

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Am Beispiel der Stadt Freiberg lassen sich die oben genannten Merkmale gut aus der Luft entdecken. Dazu kannst du unten die interaktive Karte verwenden, am besten im Vollbildmodus (diesen stellst du ĂŒber die Doppelpfeile unten rechts in der interaktiven Karte ein).

Interaktive Karte: Spurensuche in Freiberg

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Orientierung in einer Stadt im Mittelalter

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Wenn wir heute in einer fremden Stadt etwas suchen, leitet uns das Handy treffsicher ans Ziel. Im Mittelalter war das natĂŒrlich anders, zumal die allermeisten Menschen nicht lesen und schreiben konnten. Trotzdem konnten sie sich in StĂ€dten orientieren, sogar in fremden. Dazu erfassten sie die Stadt mit all ihren Sinnen und „lasen“ gewissermaßen ihre Struktur. Sie fragten sich zum Beispiel: 

  • liegt mein Ziel in einem bestimmten VerhĂ€ltnis zum Zentrum, also zur Kirche und zum Markt? 
  • liegt es innerhalb, außerhalb oder entlang der Mauer?
  • liegt es in einem bestimmten Viertel? Gibt es dort besondere GerĂ€usche oder GerĂŒche?
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Aufgabe – Schnitzeljagd mit der Nase

Nun machst du eine Geruchsreise durch das mittelalterliche Freiberg. Finde heraus, wo du am Ende landest! Aber Achtung, diese Aufgabe hat es in sich und gelingt nur den allerfeinsten SpĂŒrnasen!

  1. Öffne dazu die Karte von Freiberg auf OpenStreetMap.
  2. Du startest im SĂŒden der Stadtmauer, gleich am Kalkturm. Halte dich entlang der Mauer östlich, bis du nach Norden abbiegen kannst. Gehe also nach Norden bis zu einer Straße, wo es nach Tieren riecht, die fĂŒr ihren starken Geruch bekannt sind. Dort hĂ€ltst du dich rechts.
  3. Lasse einige Abzweigungen links liegen, bis ein noch ĂŒblerer Gestank als bisher deine Aufmerksamkeit erregt. In der Gasse, die du nimmst, hĂ€ngen ĂŒberall gegerbte TierhĂ€ute und Felle.
  4. Bereits nach kurzer Zeit geht eine weitere Gasse nach links ab, in der es klappert und scheppert. Dort gehst du hinein.
  5. Nach mehreren Kreuzungen erreichst du eine, von der aus du – in einer schnurgeraden Linie – bis hinauf zum Schloss sehen kannst. Dort biegst du in Richtung Norden ab.
  6. Schon an der nĂ€chsten Kreuzung stinkt es nach Alkohol. Zu deiner Linken hörst du bereits eine große Menschenmenge, obwohl du sie wegen der HĂ€user noch nicht sehen kannst. 
  7. Du biegst links ab und erreichst nach wenigen Metern dein Ziel, dass nun sĂŒdlich von dir liegt.

Wo bist du angekommen?

Entdeckungstour in deiner Stadt

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WĂ€hle nun selbst eine Stadt aus und begib dich auf Entdeckungstour!