2 Probleme und Krisen

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Foto von Milton Moreira von Pexels
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Urheber: Milton Moreira

https://www.pexels.com/de-de/foto/menschen-wasser-explosion-feuer-9376150/

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Immer wieder brennt es irgendwo – aber wer löscht und wer legt Feuer?

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Regieren in der Weimarer Republik stelle ich mir vor, wie mit neun brennenden Bällen gleichzeitig jonglieren, während einem ständig jemand vors Schienbein tritt. Man hat ständig mehrere Probleme auf dem Schreibtisch, die alle sofort gelöst werden müssen, und egal was man tut, man wird beleidigt und beschimpft. 

Auch die frühe Sowjetunion war ständig von Problemen und Krisen geplagt. Kaum etwas funktionierte so, wie es ursprünglich geplant war. Aber der eine Staat war eine Demokratie und der andere eine Diktatur. Wie lösen so unterschiedliche Staaten ihre Probleme?

2.1 Weimar: Ständige Geldprobleme

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American contemporary view of unreasonable German World War I war reparations. Political cartoon 1921.
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Urheber: New York World

https://en.wikipedia.org/wiki/Treaty_of_Versailles#/media/File:Treaty_of_Versailles_Reparations_--_Let's_see_you_collect.png

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Diese US-amerikanische Karikatur von 1921 zeigt ein deutsches Männchen, dass unter dem Sack an aufgebürdeten Reparationen (Kriegsentschädigungen) fast verschwindet.

Ein großes Problem der Weimarer Republik war, dass sie immer zu wenig Geld hatte. Dafür gab es verschiedene Gründe, beginnend mit den Bedingungen des Versailler Friedensvertrags. Dieser Vertrag war ohne deutsche Mitsprache festgelegt worden. Er legte fest, dass Deutschland für die Kriegskosten und -zerstörungen hohe Entschädigungszahlungen an die Sieger zu zahlen habe – sogenannte Reparationen. Diese Reparationen waren so hoch, dass sie für die junge Weimarer Republik kaum zu bezahlen waren. 
Diese Zahlungen schränkten die Möglichkeiten des Staates ein und behinderten die Entwicklung der Wirtschaft. Weil Deutschland so viel Geld an die Sieger bezahlen musste, fehlte es an Geld für Investitionen und staatliche Sozialleistungen. 

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Hinweis zu Element 3

Im Element unten übernimmst du die Rolle einer Beamtin/eines Beamten, die/der die Entscheidungen der Regierung umzusetzen hat. Mit dem 'Wir' in den Texten ist also immer „Wir, die Regierung und Verwaltung“ gemeint.  

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Aufgabe – Woher Geld nehmen?

Gehe im Element oben die verschiedenen Wege durch, auf denen die Weimarer Republik ihre Finanzprobleme zu lösen versuchte. 

Skizziere danach jeden der drei Wege in eigenen Worten und erkläre, warum er nicht zu einer verbesserten Situation führte.

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Quelle

Der SPD-Politiker Philipp Scheidemann begründet, warum er den Versailler Vertrag nicht unterzeichnen wollte

Wir wollen uns sachlich entscheiden. Jeder nach bestem Gewissen im Interesse des Landes, jede persönliche Rücksicht muss selbstverständlich ausscheiden. Ich habe öffentlich erklärt, und andere von Ihnen auch, dass wir diesen Vertrag nicht unterzeichnen können. Ich habe in der Nationalversammlung am 12. Mai d. J. gesagt: 'Wer kann als ehrlicher Mann, ich will gar nicht sagen als Deutscher, nur als ehrlicher vertragstreuer Mann, solche Bedingungen eingehen? Welche Hand müsste nicht verdorren, die sich und uns in diese Fesseln legt?' Meine feste Überzeugung ist die, dass die politische Zukunft nur denen gehören kann, die diesen Forderungen gegenüber ein klares Nein aussprechen. Ich kann mir denken, dass das Reich der Gewalt weichen und schließlich Ja sagen muss. Aber das will ich bestimmt versichern: Ich werde es nicht sein, der es tut. Ich nehme den Standpunkt ein, dass wir der Entente ganz offen und ehrlich sagen: Was ihr von uns verlangt, kann von uns nicht erfüllt werden. Wollt ihr das nicht einsehen, dann kommt und versucht es selbst in Berlin. Mutet uns nicht zu, euer Gerichtsvollzieher und Henkersknecht am eigenen Volke zu sein.

Philipp Scheidemann, Der Zusammenbruch, Berlin 1921, S. 249 f.

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Aufgabe – Unterzeichnen oder nicht?

  1. Arbeite aus der Quelle oben die Argumente heraus, die Philipp Scheidemann gegen das Unterzeichnen des Versailler Vertrags anführt.
  2. Welche Alternative zum Unterzeichnen hätte die deutsche Regierung wählen können? Beantworte diese Frage mit einer begründeten Vermutung und beziehe dich dabei auf die in Element 4 dargestellten tatsächlichen Entwicklungen.

2.2 Sowjetunion: Wir brauchen MEHR!

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Joseph Stalin, Secretary-general of the Communist party of Soviet Russia
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Urheber: Unknown author

https://commons.wikimedia.org/wiki/File:JStalin_Secretary_general_CCCP_1942_flipped.jpg

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Josef Stalin

Josef Stalin war 1922 Generalsekretär der kommunistischen Partei geworden und damit mächtigster Mann der Sowjetunion. Er hatte ein klares Ziel vor Augen: Das Land sollte sich in eine moderne, industrialisierte Wirtschaftsmacht verwandeln. Stalins Plan sah vor, dass die Bauern mehr Nahrung produzierten, damit mehr Arbeiter in den wachsenden Städten ernährt werden könnten. Getreideüberschüsse sollten ins Ausland verkauft werden, um mit dem Erlös mehr dringend benötigte Industrieprodukte und Maschinen zu kaufen.

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Hinweis

Hinweis zum Element unten

Im Element unten übernimmst du die Rolle einer Beamtin/eines Beamten, die/der die Entscheidungen der Regierung umzusetzen hat. Mit dem 'Wir' in den Texten ist also immer „Wir, die Regierung und Verwaltung“ gemeint.  

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Wie wird Stalins Plan umgesetzt?
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Quelle

Stalin spricht in einer Rede über die Kulaken, 1929

Der charakteristische Zug der Arbeit unserer Partei im letzten Jahr besteht darin, dass wir als Partei, als Sowjetmacht:

a) an der ganzen Front zur Offensive gegen die kapitalistischen Elemente des Dorfes übergegangen sind und dass

b) diese Offensive bekanntlich überaus greifbare positive Resultate gezeitigt hat und weiter zeitigt.

Was bedeutet das? Das bedeutet, dass wir von der Politik der Einschränkung der Ausbeutertendenzen des Kulakentums übergegangen sind zur Politik der Liquidierung des Kulakentums als Klasse. Das bedeutet, dass wir eine der entscheidenden Wendungen in unserer gesamten Politik vollzogen haben und auch weiter vollziehen.

Liquidierung: Hier ist mit dem Wort Liquidierung Vernichtung gemeint.

Marx-Engels-Lenin-Institut beim ZK der KPdSU (Hg.), J. W. Stalin, Werke, Band 12, April 1929–Juni 1930, Berlin 1954, S. 146

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Zusammenfassung

Ziele der Entkulakisierung

  • Ausrufung einer angeblich schuldigen Gruppe innerhalb der großen Terrorwellen der Stalinzeit zur Vertuschung wirtschaftlicher Krisen
  • Schüren von Angst, Denunziantentum und Gewalt gegen angebliche Feinde des Sozialismus zur Sicherung der Macht der kommunistischen Herrscher
  • Enteignung und Vernichtung von Bauern, die als etwas wohlhabender galten
  • Abschaffung des privaten Eigentums an Grund und Boden, Maschinen, Tieren usw. → Kollektivierung der Landwirtschaft
  • Schaffung von sozialistischen Großbetrieben in der Landwirtschaft
  • Uneingeschränkte Zugriffs- und Verteilungsmöglichkeiten auf landwirtschaftliche Produkte
  • Verbreitung und Festigung der kommunistischen Ideologie auf dem Land

Marcus Ventzke, Digitale Lernwelten

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An obese peasant man in bright clothing to the left of the poster, is hit by a huge fist from the right. The background shows the Russian countryside under a yellow sky.
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Urheber: Русский: Иванова и Мирзаянц

https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Away_With_Private_Peasants!_(3273571261).jpg

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Das Bild ist ein sowjetisches Propagandaplakat. Der dicke Bauer soll ein 'Kulak' sein, der von der starken Hand des Staats aus den modernen staatlichen Großbetrieben (Kolchosen) vertrieben wird.

A
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Urheber: Unknown author

https://commons.wikimedia.org/wiki/File:HolodomorVyizdValky.jpg

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Hier siehst du einen sogenannten 'Roten Zug', der 1932 die Ernte aus einem sowjetischen Dorf abtransportiert, um sie in die Großstädte des Landes zu schaffen.

Starved peasants on a street in Kharkiv, 1933.
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Urheber: Alexander Wienerberger

https://commons.wikimedia.org/wiki/File:GolodomorKharkiv.jpg

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Zurück auf dem Land blieben der Hunger und bald die Toten. Das Foto zeigt verhungerte Menschen auf einer Straße in Charkiw, Ukraine.

Famine in USSR, 1933. Areas of most disastrous famine marked with black.
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Urheber: A. Markoff "Famine in USSR"

https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Famine_en_URSS_1933.jpg

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Die Karte zeigt die betroffenen Gebiete – es sind gleichzeitig die fruchtbarsten und ertragreichsten Gebiete der Sowjetunion. Dass hier am meisten Menschen starben, war menschengemacht und beabsichtigt. Deshalb spricht man heute in der Ukraine von der Hungersnot auch als 'Holodomor', Hungermord, und einige Staaten (Deutschland nicht) definieren die Hungersnot von 32/33 als Völkermord.

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Urheber: Institut für digitales Lernen

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Die Grafik zeigt uns zwei Dinge: Den Einbruch in der Getreideproduktion ab 1931 und dass noch während der Hungerkatastrophe Getreide aus der Sowjetunion exportiert – und nicht etwa in die betroffenen Gebiete geschickt – wurde.

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Aufgabe – Industrialisierung und Tote

  1. Vollziehe den Zusammenhang zwischen der Industrialisierung der Sowjetunion und der Hungerkatastrophe von 1932/33 in eigenen Worten nach.
  2. Beschreibe die Rolle, die die Kulaken in diesem Zusammenhang tatsächlich spielten. Beziehe dich dabei auf den Kasten 'Ziele der Entkulakisierung' (Element 12) 
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Aufgabe – Wie löst man Probleme?

  1. Vergleiche die Art und Weise, wie in die Weimarer Republik versucht wurde, die Finanzprobleme zu lösen, mit der Art und Weise, wie in der Sowjetunion versucht wurde, das Industrialisierungsproblem zu lösen. Gehe dabei auf folgende Fragen ein:
    1. Gibt es eine übergeordnete Strategie, an der man sich orientiert?
    2. Welche Maßnahmen werden ergriffen?
    3. Wie wird auf unvorhergesehene Folgen reagiert?
    4. Spielen äußere Einflüsse eine Rolle?
  2. Beurteile die Finanzpolitik der Weimarer Republik und beziehe dich dabei auch auf den oben angestellten Vergleich mit der Sowjetunion.
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Zur Vertiefung: Ein Radiopodcast zur Hungersnot von 1932/33

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© Bayrischer Rundfunk

https://mundo.schule/details/SODIX-0001029967

Arrc
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Merkkasten

Der Fünfjahresplan in der Sowjetunion und seine Auswirkungen

Stalin hatte sich für den schnellen Aufbau eines Industriestaats und gegen einen Agrarstaat ausgesprochen. Fünf Jahre, von 1928 bis 1934, gab er seinem Land Zeit für den Umbau. Die Kollektivwirtschaften (Kolchosen) sollten die Ernährungsgrundlage sichern. Von diesen Kolchosen gab es jedoch Ende der 1920er-Jahre noch sehr wenige.

Als der Fünfjahresplan in Rückstand geriet, griff Stalin mit Gewalt nach den privaten Bauernhöfen, um sie mit Zwang zu kollektivieren. Die Großbauern sollten ganz entfernt werden. Der harte Eingriff in die ländlichen Strukturen führte zu einer Hungersnot. Letztlich wurde die Industrialisierung in der Sowjetunion tatsächlich beschleunigt. Der Preis dafür waren die Zerstörung der traditionellen Landwirtschaft und 13 Millionen Todesopfer.

Michael Günther, Digitale Lernwelten

2.3 Weimar: Terror von rechts

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Die Weimarer Republik wurde vor allem in ihren Anfangsjahren von viel politisch motivierter Gewalt erschüttert. Morde, Anschläge, Schießereien und Putschversuche kamen vor. Nach Ende des Ersten Weltkriegs kehrten viele Soldaten von der Front in die Heimat zurück. Nicht allen gelang es, zurück in ein friedliches Leben zu finden. Einige fühlten sich verraten, um Sieg und Ehre betrogen. Andere hielten nach den Jahren im Schützengraben Waffengewalt und das Vernichten von Gegnern für Normalität und suchten nach Möglichkeiten, damit auch die Probleme ihres zivilen Lebens zu lösen. Viele alte Frontsoldaten taten sich in Freikorps und Geheimorganisationen mit alten Kameraden zusammen. Von hier aus bekämpften sie ihre Gegner mit aller Härte seien es 'Verräter', 'Kommunisten' oder Minister. 

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100. Geburtstag von Matthias Erzberger (1875–1921)
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Urheber: Deutschen Bundespost

https://commons.wikimedia.org/wiki/File:DBP_1975_865_Matthias_Erzberger.jpg?uselang=de

PD

Der frühere Finanzminister Matthias Erzberger (1874–1921) wurde 1921 von rechten Terroristen erschossen. Er war der erste hohe Regierungspolitiker, der einem rechten Anschlag zum Opfer fiel.

§ Cc4BYNCSA

Ein knappes Jahr später starb Reichsaußenminister Walther Rathenau (1867–1922) bei einem Attentat rechter Terroristen.

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Darstellung

Gegner der Republik

Die Weimarer Republik hatte von Anfang an Gegner in Deutschland, die diese Republik auf unterschiedliche Weisen bekämpften:

  • Antidemokratische Parteien: KPD, DNVP und später die NSDAP lehnten offen die Demokratie ab. Sie kämpften dennoch in demokratischen Wahlen um Stimmen und ließen sich in den Reichstag wählen. Von hier aus behinderten sie die parlamentarische Arbeit und griffen die Regierung sowie das demokratische System an.
  • 'Kaisertreue' Beamte und Offiziere: Sowohl die Reichswehr als auch die Verwaltung der Weimarer Republik waren voll von Menschen, die aus dem alten Kaiserreich übernommen worden waren und den neuen Staat ablehnten.
  • Putschisten und Terroristen: Es gab in der Weimarer Republik mehrere verbrecherische Gruppen, die den Staat mit terroristischen Anschlägen bekämpften oder eine Machtübernahme des Militärs planten. Demokratische Politiker wurden ermordet und mehrere Putschversuche mussten abgewehrt werden.

Lukas Epperlein

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Berlin, Gustav Noske beim Freikorps Hülsen
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Urheber: Bundesarchiv, Bild 183-R27092 / CC-BY-SA 3.0

https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Bundesarchiv_Bild_183-R27092,_Berlin,_Gustav_Noske_beim_Freikorps_H%C3%BClsen.jpg?uselang=de

Cc3BYSA

In den Wirren der Republikgründung (Revolution, Aufstände 1918/19, siehe letztes Modul) stellte die SPD-Übergangsregierung eine Reihe von Militärverbänden auf. Diese sogenannten 'Freikorps' bestanden aus zurückkehrenden Frontsoldaten und Freiwilligen. Die Regierung schlug mit Hilfe dieser Freikorps die Aufstände blutig nieder. Auf dem Bild sieht man den 'Freikorps Hülsen' vor dem SPD-Politiker Gustav Noske, 1919 in Berlin.

Kapp-Putsch, Marine-Brigade Erhardt
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Urheber: Bundesarchiv, Bild 146-1971-091-20 / CC-BY-SA 3.0

https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Bundesarchiv_Bild_146-1971-091-20,_Kapp-Putsch,_Marine-Brigade_Erhardt.jpg?uselang=de

Cc4BYSA

Diese Freikorps sollten dann von der Regierung geplant aufgelöst werden. Deutschland durfte nach den Friedensbestimmungen nur 100.000 Soldaten halten. Gegen die Auflösung der Freikorps und Entlassung vieler Soldaten gab es Widerstand. Im März 1920 versuchten Freikorpssoldaten und Teile der Armee in Berlin die Regierung zu stürzen. Das Foto zeigt Freikorpssoldaten während des Putschversuchs (Kapp-Putsch)

Manfred v. Killinger
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Urheber: Bundesarchiv, Bild 183-L07770 / Heinscher

https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Bundesarchiv_Bild_183-L07770,_Manfred_v._Killinger.jpg

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Der Putsch scheiterte, die Freikorps wurden aufgelöst, einige Freikorpssoldaten schlossen sich rechten Terrororganisationen an. Z. B. der 'Organisation Consul', die u. a. die Attentate auf Erzberger und Rathenau (siehe oben) plante. Das Foto zeigt Manfred von Killinger (1886–1944), ehemaliger Freikorpssoldat und einer der Planer der Ermordungen.

Berlin, Fahne Freikorps Brüssow
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Urheber: Bundesarchiv, Bild 183-H26073 / CC-BY-SA 3.0

https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Bundesarchiv_Bild_183-H26073,_Berlin,_Fahne_Freikorps_Br%C3%BCssow.jpg?uselang=de

Cc3BYSA

Viele ehemalige Freikorpssoldaten machten dann später wieder in den Organisationen der Nationalsozialisten Karriere. Hier siehst du auf einem Foto aus dem Jahr 1934 die ehemaligen Mitglieder des 'Freikorps Brüssow'. Ca. die Hälfte von ihnen trägt Uniformen der Nationalsozialisten.

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Darstellung

Eine Statistik zu politischen Morden und Verurteilungen in der Frühen Weimarer Republik

Hinweis: Der Mathematiker Emil Julius Gumbel (1891–1966) veröffentlichte 1922 sein Buch 'Vier Jahre politischer Mord'. In diesem Buch zählt er alle zwischen 1919 und 1922 bekannt gewordenen politischen Morde auf. Er sortiert diese Morde nach der Frage, ob sie von linken oder rechten Tätern verübt wurden. Dann vergleicht er die jeweiligen Urteile der Weimarer Justiz zu diesen Morden.

Morde von rechtsMorde von links
Gesamtzahl35422
verhängte Todesstrafen010
verhängte lebenslängliche Haftstrafen13
Gesamtzeit verhängte Haftstrafen90 Jahre, 2 Monate248 Jahre, 9 Monate
Gesamthöhe verhängte Geldstrafen730 Mark0 Mark

Wenn du dir die Statistik von Gumbel selber anschauen willst, findest du sein Buch hier. Die Statistik findet sich auf den Seiten 73 bis 81.

Zusammengestellt auf Basis von: E. J. Gumbel, Vier Jahre politischer Morde, Berlin (Verlag der neuen Gesellschaft) 1922, S. 73–81.

23

Aufgabe – Gefahren und Angriffe

Weise mit Hilfe der Tabelle im Darstellungskasten (Element 22) nach, dass die Weimarer Republik von ihren Gegnern angegriffen und von der Justiz nur unzureichend gegen diese Angriffe verteidigt wurde.

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Quelle

Ein Zeitungsartikel vom 08.09.1921 von Kurt Tucholsky über das Statistik-Buch oben (Element 22)

In den meisten Fällen handelt es sich um politischen Mord. Daneben gabs auch sinnlose Übergriffe größenwahnsinniger Sadisten, wie die, wo man zwei Sechzehnjährige und einen Achtzehnjährigen auf eine Denunziation hin ohne Beweiserhebung erschoss; wie die, wo ein Tischler ohne Untersuchung und Beweisführung ermordet wurde, weil er einen leeren russischen Patronenrahmen sein eigen nannte; wie die, wo ein sechzigjähriger Mann erschossen wurde, weil er seine Waffe, die er nicht benutzt, auch nicht angegeben hatte – erschossen von demselben Burschen, einem Leutnant Szekalla, dem Mörder eines Familienvaters, der Waffen und Waffenschein besaß und beides sofort auf Befragen herausgegeben hatte. Einer wurde abgeknallt, weil er ein Fernglas, eine Mitgliedskarte der USPD und gedruckte Straßenpläne besaß. 29 Matrosen wurden in der Französischen Straße von einem grünen Jungen ermordet, der den Kopf verloren hatte – und das alles immer mit Berufung auf irgendwelche Wische sonst beschäftigungsloser Offiziere, ›militärische Dienstbefehle‹ genannt.

Schlimmer waren die politischen Morde. Es wurden, systematisch, alle irgend erreichbaren Führer der Opposition hingemordet. Ach, und was verstanden diese Soldatengehirne nicht alles unter ›Opposition‹! Zu dumm und zu faul, etwas andres als Dienstvorschriften, Jagdhumoresken, die ›Tägliche Rundschau‹, ein Blatt ähnlichen Kalibers oder Zoten zu lesen, richteten sie sich in ihrem Hass gleichmäßig gegen Demokraten, Bolschewisten, Dada-Leute, moderne Maler und Nationalökonomen. Unverdächtig war, wer Schmisse auf den Gesichtsbacken und jenes vorschriftsmäßig deutsche Bullenbeißergesicht trug, in dem die richtige Mischung von Kellner und Assessor ganz realisiert war.

Ermordet wurden: Karl Liebknecht, Rosa Luxemburg, Kurt Eisner, Leo Jogiches, Dorrenbach, Gustav Landauer, Alexander Futran, Bernhard Schottländer, Hans Paasche. Die Liste kann beliebig verlängert werden: Dies sind die bekanntesten, die getötet wurden. Und wie getötet! Zerstampft, zu Tode geprügelt, von hinten erschossen, erschlagen, ins Wasser geworfen und mit ›Fangschüssen‹ erledigt!

Summa: 314.

Demgegenüber stehen während zweier Jahre 14 analoge Mordtaten der Kommunisten.

Sadisten: Menschen, die andere Menschen gerne quälen
Denunziation
Verleumdung, unbewiesene Beschuldigung
USPD: Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands, linke Partei in der Weimarer Republik
Bolschewisten: Kommunisten
Dada-Leute: Dada = moderne Kunstrichtung
Schmisse: Narbe von einer Fechtverletzung, verbreitet unter ehemaligen Studenten aus rechten und nationalistischen Burschenschaften
Assessor: hier in etwa: Beamter

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Aufgabe – Tucholsky über die Morde in Deutschland

  1. Nenne die Täter- und Opfergruppen, die Tucholsky in seinem Artikel aufführt.
  2. Beschreibe die Lage in Deutschland 1921, wie sie von Tucholsky in seinem Artikel dargestellt wird, in eigenen Worten.
  3. Im dritten Absatz seines Textes nennt Tucholsky mehrere Personen, die Opfer politischer Morde wurden. Suche dir eine dieser Personen aus und recherchiere selbstständig zu ihrem Leben, ihrem Tod und den Gründen für ihre Ermordung. Bereite dann einen Kurzvortrag vor und halte ihn vor der Klasse.

2.4 Sowjetunion: Mit Terror gegen 'Staatsfeinde'

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Life durations of members of Central Committee chosen on the 17th Congress of the All-Union Communist Party (Bolsheviks)
§

Urheber: Михаил Дворкин

https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:XVII_%D1%81%D1%8A%D0%B5%D0%B7%D0%B4_%D0%92%D0%9A%D0%9F_(%D0%B1).GIF

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Anfang 1934 fand in Moskau der 17. Parteitag der Kommunistischen Partei statt. Er wurde der 'Parteitag der Sieger' genannt, weil auf ihm die Erfolge von Stalins Industrialisierungsplan (siehe oben) gefeiert wurden. Stalin selbst hielt eine Rede, in der er die Leistungen seiner Regierung hervorhob und die unglaublichen Fortschritte der letzten Jahre aufzählte. Auf dem Parteitag wurde auch ein neues Zentralkomitee (ZK) – also die Gruppe der wichtigsten Entscheidungsträger in der Partei – gewählt. Das Diagramm rechts zeigt die Lebensdauern der 71 damals ins ZK gewählten Personen.

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Aufgabe – Diagramm auswerten

Das Diagramm rechts zeigt die Lebensdaten der 71 Mitglieder des Zentralkomitees der kommunistischen Partei, die auf dem Parteitag 1934 gewählt wurden. Jeder rote Balken entspricht der Lebensdauer eines ZK-Mitglieds.

Life durations of members of Central Committee chosen on the 17th Congress of the All-Union Communist Party (Bolsheviks)
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Urheber: Михаил Дворкин

https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:XVII_%D1%81%D1%8A%D0%B5%D0%B7%D0%B4_%D0%92%D0%9A%D0%9F_(%D0%B1).GIF

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  1. Beschreibe das Diagramm, welche Informationen werden dargestellt.
  2. Benenne Auffälligkeiten im Diagramm.
  3. Suche nach möglichen Erklärungen für die Auffälligkeiten, stelle dabei begründete Vermutungen an.
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17th Congress of the All-Union Communist Party (Bolsheviks). Molotov, Stalin, Poskrebyshev (left to right).
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Urheber: unbekannt

https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:17th_Congress_AUCP-2.jpg

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Josef Stalin auf dem 17. Parteitag der kommunistischen Partei. Stalin sitzt in der Mitte, neben ihm sind die Politbüromitglieder Wjatscheslaw Molotow (links, stehend) und Alexander Poskrjobyschew (rechts) zu sehen.

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Von den 71 ZK-Mitgliedern von 1934 waren 1940 nur noch 19 am Leben. Aber sie waren nur die ranghöchsten Todesopfer in diesem Zeitraum. Es starben auch unzählige andere Menschen: Parteimitglieder und -amtsträger, Militärs, Offiziere und Kämpfer des Bürgerkriegs, einfache Arbeiter und Soldaten. Welches schreckliche Ereignis brachte nun, nur wenige Jahre nach der Hungerkatastrophe von 1932/33, so viele Menschen um?

Die Katastrophe war genauso menschengemacht wie die von 1923/33, aber diesmal verhungerte niemand. Alle diese Toten wurden hingerichtet, meistens erschossen – sie waren Opfer der „Stalinschen Säuberungen“ geworden.

Die Stalinschen Säuberungen
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Zwischen 1936 und 1938 ließen Stalin und seine Untergebenen mehrere Millionen Sowjetbürger verhaften, einsperren und hinrichten. Es begann mit den mächtigen Kommunisten in der Partei: alte Weggefährten von Lenin, sog. Helden der Revolution. Viele von ihnen wurden in Schauprozessen des Landesverrats angeklagt und zum Tode verurteilt. Dann weiteten sich die Verfolgungen aus. Jeder konnte plötzlich von der sowjetischen Geheimpolizei NKWD aufgesucht werden und 'verschwinden'. 

In der schlimmsten Phase der Säuberungen wurden täglich tausend Menschen in der Sowjetunion vom Staat ermordet und unzählige zur Zwangsarbeit nach Sibirien geschickt. Betroffen waren bald nicht mehr nur Kommunisten, Parteimitglieder und Militärs, sondern ganz einfache Menschen. Die Opfer wurden oft auch nicht mehr persönlich ausgewählt, sondern es wurde von Stalin verfügt, in einer bestimmten Gegend beispielsweise 5.000 Staatsfeinde hinzurichten. Wer das dann sein sollte, wurde von den Untergebenen vor Ort entschieden.

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Gregory Zinoviev, Russian bolshevik politician, President of the Petrograd soviet at the time the picture was taken.
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Urheber: Unknown author

https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Zinoviev--russianbolshevik00rossuoft.png

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Grigori Jewsejewitsch Sinowjew (1883–1936) war eines der ersten und prominentesten Opfer der Stalinschen Säuberungen. Er wurde im ersten Moskauer Prozess 1936 als Verschwörer und Staatsfeind angeklagt. In unter Folter abgepressten Geständnissen bekannte sich Sinowjew schuldig und bezeichnete sich selbst als 'Faschisten'. Stalin hatte ihm versprechen lassen, ein Geständnis würde ihn vor der Hinrichtung bewahren. Stalin hielt sein Versprechen nicht, Sinowjew wurde zum Tode verurteilt und erschossen.

Lenin zusammen mit Grigori Jewsejewitsch Sinowjew und S. Bagotski während eines Spaziergangs bei Zakopane. Sommer 1914.
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Urheber: Русский: А.Буцевич

https://commons.wikimedia.org/wiki/File:19130715-lenin-zakopane.jpg

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In Wirklichkeit war Sinowjew kein 'Faschist', sondern ein Bolschewik der ersten Stunde. Noch vor der Revolution hatte er im Ausland mit Lenin zusammengearbeitet. Dieses Foto zeigt Lenin (vorne mit Hut) und Sinowjew (dahinter, weißes Hemd) bei einem Spaziergang 1914 im polnischen Zakopane.

Grigory Zinoviev, Chairman of The Petrograd Soviet addresses the crowd on the first International Workers' Day after the October Uprising (the Bolshevik Revolution)
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Urheber: Yakov Steinberg b. 1880 d. 1942

https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Speech_of_Grigory_Zinoviev_on_May_1st_1918_Petrograd.jpg

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Während der Revolution war Sinowjew enger Mitarbeiter Lenins. Er wurde 1917 zum Vorsitzenden des mächtigen Petrograder Sowjets ernannt. Das Foto zeigt ihn bei einer Rede in Petrograd zum 1. Mai 1918.

The photo shows the leadership of USSR Apr 1925.
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Urheber: Nikolai Petrov (1875-1940)

https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Stalin_Rykov_Kamenev_Zinoviev_1925.jpg

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Nach Lenins Tod 1924 kam es innerhalb der Bolschewiki zu Machtkämpfen. Sinowjew arbeitete zunächst mit Josef Stalin und anderen zusammen, um sich gemeinsam die Nachfolge Lenins zu sichern. Innerhalb dieser Gruppe setzte sich dann aber Stalin (auf dem Foto links) alleine durch, die anderen Mitglieder (Sinowjew ganz rechts) versuchten das zu verhindern. 1938 waren außer Stalin alle Personen auf diesem Foto tot.

Zinovjev in prison, 1935
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Urheber: unbekannt

https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Zinovjevprison.jpg

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Das letzte Bild von Sinowjew nach seiner Verhaftung 1936.

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Quelle

Aus der Anklageschrift im ersten Moskauer Prozess

Hinweis: Dieser Text stammt aus der Anklageschrift im ersten Moskauer Prozess 1936. Die Anklagen und Verurteilungen waren von Stalin befohlen, die erwähnten Geständnisse unter Folter erpresst.

Die Geständnisse von Sinowjew, Kamenew, Jewdokimow, Mratschkowski, Bakajew und einer Reihe anderer Angeklagter im vorliegenden Fall haben zweifelsfrei festgestellt, dass das einzige Motiv für die Organisierung des trotzkistisch-sinowjewistischen Blocks ihr Streben nach Machtergreifung um jeden Preis war, und dass das einzige und entscheidende zu diesem Zwecke gewählte Mittel die Organisation terroristischer Akte gegen die prominentesten Führer der Partei und der Regierung war.

Ohne jegliche Unterstützung in der Arbeiterklasse und den werktätigen Massen des Volkes der UdSSR, nach dem Verlust all ihrer ideologischen Ansprüche, ohne politisches Programm und erfüllt von erbittertem Hass auf die sozialistischen Siege unseres Landes, versanken die Führer des trotzkistisch-sinowjewistischen konterrevolutionären Blocks, Trotzki, Sinowjew und Kamenew endgültig im weißgardistischen Sumpf, schlossen sich zusammen und verschmolzen mit den widerspenstigsten Feinden der Sowjetmacht und wurden zur organisierenden Kraft der letzten Reste der aus der UdSSR vertriebenen Ausbeuterklasse. In ihrer Verzweiflung und ihrem Hass griffen sie zu den verabscheuungswürdigsten Mitteln, um die Sowjetregierung und die Führer der KPdSU zu bekämpfen, nämlich zu politischen Morden.

trotzkistisch-sinowjewistischer Block: von Stalin erfundene Geheimorganisation, angeführt von Grigori Sinowjew (siehe Galerie) und Leo Trotzki
UdSSR: Union der sozialistischen Sowjetrepubliken = Sowjetunion
weißgardistisch:
Die Weißgardisten waren die zarentreuen Gegner der Bolschewiki im russischen Bürgerkrieg.
KPdSU: Kommunistische Partei der Sowjetunion

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Darstellung

Warum dieser Terror?

Historiker sind sich bis heute nicht sicher, was die eigentlichen Gründe für den Stalinschen Terror waren. Es gibt unterschiedliche Vermutungen.

Der Kampf gegen Gegner verselbstständigte sich: Ursprünglich wollte Stalin vielleicht einfach nur die Gegner seines Machtanspruchs und seiner Politik in der Partei loswerden. Davon gab es 1934 noch einige. Die Parteifunktionäre stritten über die zukünftige Politik, nicht alle sahen Stalins Industrialisierung als Erfolgsgeschichte an und nicht alle wollten Stalin unbegrenzte Macht zusprechen. Stalin ging gegen seine Gegner mit Gewalt vor. Diese Gewalt sorgte für Angst, viele Menschen in der Partei versuchten Stalin zu beweisen, dass sie auf seiner Seite standen, schwärzten andere an und beteiligten sich eifrig an den Verfolgungen. 

Stalin litt unter Verfolgungswahn: Vielleicht glaubte Stalin tatsächlich das, was er seinen Gegnern in Schauprozessen vorwerfen ließ: Dass sie Staatsfeinde und Verschwörer wären. Dass sie Pläne schmiedeten, um seinen Erfolg zu sabotieren und ihn zu beseitigen. In unter Folter erpressten Geständnissen nannten die Angeklagten oft weitere 'Mitverschwörer' in der Hoffnung, sich selbst zu retten. So konnte der Eindruck entstehen, die halbe Partei sei an einer Verschwörung beteiligt. Und wenn es die halbe Partei war, dann war es vielleicht auch das halbe Land. 

Das politische System basierte auf Gewalt: Das politische System der Sowjetunion unter Stalin teilte Menschen in Verbündete und Feinde. Entweder du bist für den Plan oder du bist ein Saboteur. Da Pläne oft nicht so gut funktionierten, wie die Politik behauptete, mussten auch ständig Sündenböcke für die bestehenden Probleme gefunden werden. Gleichzeitig war der Schutz von Menschenleben kein wichtiges Ziel. Tote (auch viele Tote) wurden in Kauf genommen, wenn dadurch andere, wichtigere Ziele erreicht werden konnten. Das Ziel, Einigkeit und Geschlossenheit in der Gesellschaft und der Partei zu erreichen, war es also für Stalin wert, ein paar Millionen Menschen (auch unschuldige) sterben zu lassen.

Lukas Epperlein

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Aufgabe – Warum dieser Terror?

Wähle eine im Darstellungskasten 'Warum dieser Terror?' aufgeführte Vermutung. Erörtere diese Vermutung. Was spricht für sie, was spricht gegen sie? Nutze dafür Informationen aus dem gesamten Modul.

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Weltspiegel: Schnappschuss Russland: Stalin Superstar - hier anschauen
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Eine kurze Dokumentation von 2017 über die Verehrung Stalins im heutigen Russland
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Aufgabe – Verschiedene Sichtweisen

In der heutigen Ukraine gilt Josef Stalin bei den allermeisten Menschen als Verbrecher und Massenmörder. Im heutigen Russland wird er von einigen Menschen als großer Staatsführer bewundert (siehe Video Element 35). 

Erkläre diesen Unterschied.