1. Zusammenleben: Freiheit und Regeln

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Junge Frau lÀuft durch eine anonyme Menschenmenge.
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Urheber: Grae Dickason

Pixabay

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Zusammen oder allein?

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Du hast die Freiheit, eigene Entscheidungen zu treffen. Du entscheidest zum Beispiel, mit wem du dich in der Freizeit triffst oder welchen Sport du magst. 
Viele andere Entscheidungen kannst du aber nur zusammen mit anderen treffen. In der Schule oder beim Fußballspielen musst du auch auf andere achten. 
Aber du erlebst sicherlich auch ZwÀnge: Zum Beispiel musst du ja in die Schule gehen. Da gibt's keine Wahl. StÀndig bestimmen Eltern, Lehrer, Sporttrainer oder andere Erwachsene, was du tun sollst. Das nervt, oder? 
Ich möchte mit dir das Zusammenleben von Menschen untersuchen und dabei immer wieder auf das Wechselspiel von Freiheit und Zwang kommen. Übrigens, das Zauberwort heißt Regeln. Echt! R-e-g-e-l-n! Du wirst es sehen.

1.1 Bedeutet das Zusammenleben in Gruppen und das Einhalten von Regeln Freiheit?

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viele fassen einen Baumstamm von zwei aus an
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Urheber: Shane Rounce (Padley Gorge Trail, Hope Valley S32 2HY, UK, Derbyshire, United Kingdom)

Unsplash

PD

Aus freier Entscheidung etwas gemeinsam gestalten und wissen, wie es geht

Es gibt scheinbar endlose Möglichkeiten, sein Leben zu gestalten. Wir leben in einer freien Gesellschaft, in der jeder selbst entschieden kann, wie und mit wem er leben möchte. Gerade das heißt aber nicht, dass jeder machen kann, was er will. Verstehst du nicht? LĂ€sst sich erklĂ€ren. Menschen können nicht ohne andere Menschen leben und alles allein machen. Das heißt, wir fĂŒhlen uns zu anderen hingezogen und wollen mit ihnen zusammen sein, zusammen arbeiten, spielen, essen, reisen usw. Das mĂŒssen wir sogar so machen, weil wir nicht alles ganz allein machen können. 

In der Gruppe kommen wir aber nur alle zum Ziel, wenn wir

  • uns absprechen, 
  • Aufgaben verteilen und 
  • unsere Erfahrungen 

mit allen teilen. Stell dir vor, wir wĂŒrden das nicht so machen. Dann könnte keine Fußballmannschaft jemals ein Spiel gewinnen und keine Arbeit jemals erfolgreich zu Ende gebracht werden.

Die besonderen FĂ€higkeiten des Menschen

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Aufgabe – Eigenschaften der Menschen

  1. Klicke auf die Erkundungspunkte in Element 3 und finde mehr ĂŒber die Eigenschaften des Menschen heraus.
  2. Arbeite die GrĂŒnde dafĂŒr heraus, dass Menschen mit 'unzĂ€hligen Fremden' zusammenleben und zusammenarbeiten. 
  3. Warum haben die Menschen, die zusammenlebten, wohl Schulen erfunden? 
  4. Eine der ersten menschlichen Gruppen war die Familie. Nenne die Merkmale, die du in Element 3 herausgearbeitet hast. Dabei können dir folgende Fragen helfen: 
    Welche Aufgaben wurden verteilt?
    Wer hat die Aufgaben ĂŒbernommen?
    WorĂŒber gibt es Absprachen?
    Wer sammelt welche Erfahrungen?

1.2 So viele Möglichkeiten: Familien, Lebensgemeinschaften, Wohnprojekte, ...

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Aufgabe – Wie wollen Menschen zusammenleben?

Im Folgenden siehst du Beispiele verschiedener Gruppen von Menschen in Sachsen. Dabei erkennt man jeweils auch viel ĂŒber deren Lebensart und Lebensziele. Sie alle vereint ihr Wunsch, ihre Leben in der Gegenwart und in der Zukunft bewusst gestalten zu wollen. 

  1. Sieh dir die Beispiele an und wÀhle zwei Gemeinschaften, die du interessant findest.
  2. Notiere zu jeder Gemeinschaft eine wichtige Regel, die fĂŒr das Zusammenleben der Menschen in dieser Gruppe wichtig ist.
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Darstellung

Was ist eine Regel und wofĂŒr braucht man sie?

Eine Regel ist eine Vorschrift fĂŒr eine bestimmte Handlungsweise. Sie kann mehrere Schritte enthalten. In einer Fabrik spricht man auch von einem Verfahren zur Herstellung von Produkten.
Wo kommen Regeln her? Wie kommen sie zustande?
Regeln beschreiben den besten Weg fĂŒr alle. Sie zeigen, wie man am besten zu einem Ziel kommt, ein Produkt herstellt oder eine Aufgabe erfĂŒllt. Sie sind also keine unbegrĂŒndeten Zwangsvorgaben, die sich irgendjemand einfach so ausgedacht hat.
Regeln stehen sozusagen in der Mitte zwischen der Freiheit, den WĂŒnschen und PlĂ€nen jedes Einzelnen und den Aufgaben, die nur gemeinsam bewĂ€ltigt werden können.

Marcus Ventzke, Digitale Lernwelten

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Darstellung

Wie sehen das junge Leute: Spaß haben und Verantwortung fĂŒr die Gemeinschaft tragen – geht das beides (mit Vereinfachung)

Familie und Gemeinschaft sowie ein eher hedonistisches Streben nach VergnĂŒgen und Genuss schließen sich dabei nicht aus, sondern bedingen sich sogar. Das Leben in vollen ZĂŒgen genießen zu wollen, bedeutet fĂŒr viele junge Menschen deshalb auch, dass man grundsĂ€tzlich weder Beruf noch Freizeit entgrenzt sehen möchte.

Vereinfachung des Texts:
Es gehört fĂŒr junge Leute zusammen, dass ihnen Familie und Gemeinschaft wichtig sind und sie auch ihren Spaß haben wollen. Wenn sie also ihr Leben voll genießen wollen, dann wollen sie zum Beispiel Freizeit, Familie und Arbeit gut miteinander vereinbaren.

Shell Jugendstudie 2019. Zusammenfassung, S. 21, eingesehen: 10.2.2021; Vereinfachung: Marcus Ventzke.

Familien: Eine veraltete Idee oder ein gut funktionierendes Lebensmodell auch in der Zukunft?

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Unsplash

PD

Mutter, Vater, 2 Kinder. Reicht heute völlig aus?

Einerseits:
In unserer Gesellschaft ist das Zusammenleben in Familien aus verheirateten Elternpaaren mit Kindern nicht mehr die völlig unumstrittene Lebensform.
Das kommt daher, dass Familien viele ihrer frĂŒheren Funktionen verloren haben: FrĂŒher sorgten sie fĂŒr die Versorgung ihrer Mitglieder, boten Unterkunft und Schutz und eine Vorsorge fĂŒr die alten Menschen. Die Mitglieder halfen sich gegenseitig, etwa bei Krankheiten. Die Gesunden ĂŒbernahmen auch die Arbeit Kranker und Schwacher. 
Heute ist es zumindest theoretisch möglich, dass viele dieser Aufgaben und Herausforderungen von anderen Menschen oder Einrichtungen wie dem StaatÂ ĂŒbernommen werden. Oft geschieht das ja auch: Menschen sind kranken- und rentenversichert, bekommen von Ämtern UnterstĂŒtzung bei Problemen, haben Anspruch auf Finanzierung ihrer Lebenskosten, auch wenn sie schwierige Lebensphasen durchmachen. 

Andererseits:
Familien sind immer noch die wichtigsten und stabilsten ZusammenschlĂŒsse von Menschen. Sie sind die beste Grundlage fĂŒr die Erziehung von Kindern und fĂŒr gegenseitige UnterstĂŒtzung aller Familienmitglieder. Familien können Krisen viel besser bewĂ€ltigen als jede staatliche Einrichtung. Sie geben NĂ€he, schaffen Vertrauen und ein GefĂŒhl von Sicherheit. Alle Familienmitglieder wissen, dass sie sich aufeinander verlassen können.

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Darstellung – Rolle der Familie

Aus einer Befragung von jungen Leuten: Welche Rolle spielt die Familie? (mit Vereinfachung)

„Familie“ und „soziale Beziehungen“ sind die mit Abstand wichtigsten Wertorientierungen, die so gut wie alle Jugendlichen fĂŒr sich gewĂ€hrleistet sehen wollen; sogar wichtiger als „Eigenverantwortlichkeit“ (89 %) und „UnabhĂ€ngigkeit“ (83 %), die doch gerade im Jugendalter als Übergang zum Erwachsensein besondere Entwicklungsaufgaben markieren. Auch an der Betonung von Tugenden, wie etwa der Respektierung von Gesetz und Ordnung (87 %) [...] hat sich seit 2002 nichts geĂ€ndert. Familie stellt einen „sicheren Heimathafen“ dar, der jungen Menschen Halt und UnterstĂŒtzung gibt [...]. Dass Jugendliche trotzdem offen fĂŒr Neues sind und von daher eine Rolle als TrĂ€ger von VerĂ€nderungen ĂŒbernehmen können, zeigt sich daran, dass sie „die eigene Phantasie und KreativitĂ€t entwickeln“ als Ă€hnlich wichtige Wertorientierung benennen.


Vereinfachung des Textes:
In Befragungen geben junge Leute an, dass fĂŒr sie Familie und andere soziale Beziehungen (zum Beispiel Freundschaften) sehr wichtig sind. Das ist sogar wichtiger als ihre persönliche UnabhĂ€ngigkeit. Auch Grundwerte sind den jungen Leuten sehr wichtig, so etwa die Beachtung von Gesetzen und Regeln. Familie bedeutet fĂŒr sie, einen sicheren RĂŒckzugsort zu haben, wo sie Hilfe und Halt bekommen. Trotzdem stehen junge Leute auch fĂŒr VerĂ€nderungen, denn sie sagen oft, dass sie ihre eigene Fantasie nutzen und Neues entwickeln wollen.

Shell Jugendstudie 2019. Zusammenfassung, S. 20, eingesehen: 10.2.2021; Vereinfachung: Marcus Ventzke.

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Form des ZusammenlebensProzent der Menschen in Deutschland
Eltern (also Ehefrauen, EhemÀnner, Lebenspartner, Lebenspartnerinnen sowie alleinerziehende Elternteile)25,6
Kinder in einer Familie23,5
Partnerschaft ohne Kinder29,1
Alleinstehende 21,8
Tabelle: Von Singles und Familien: Lebensformen in Deutschland; Quelle: Die soziale Situation in Deutschland, Kap. Lebensformen (https://www.bpb.de/nachschlagen/zahlen-und-fakten/soziale-situation-in-deutschland/147370/themengrafik-lebensformen), CC BY-NC-ND 3.0.
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Darstellung – Alleinlebende

Leben als Single in Sachsen

Eine Frau sitzt auf einem Stuhl in einem großen Raum und schaut aus dem Fenster. Andere Menschen sind nicht zu sehen.
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Urheber: Anthony Tran

Unsplash

PD

Leben als Single – nur fĂŒr bestimmte Zeit oder dauerhaft?

In Sachsen leben im Vergleich zu anderen BundeslĂ€ndern besonders viele Menschen allein in ihrer Wohnung. In mehr als jedem dritten Haushalt lebt nur eine Person. Die meisten Single-Haushalte gibt es in den grĂ¶ĂŸeren StĂ€dten Sachsens, besonders in Dresden, Leipzig und Chemnitz.

  • Bei jungen Leuten ist das Alleinleben am stĂ€rksten ausgeprĂ€gt. Fast jeder Zweite im Alter zwischen 20 und 25 Jahren lebt allein. 
  • Aber auch bei den Ă€lteren Menschen verstĂ€rkt sich dieser Trend: Im Jahr 2016 lebten etwa 20 % der 60- bis 65-JĂ€hrigen allein. 

Diese Entwicklung hat Folgen fĂŒr viele andere Bereiche des Lebens. Auf dem Wohnungsmarkt werden zum Beispiel immer mehr kleine oder kleinste Wohnung mit nur einem oder zwei WohnrĂ€umen angeboten.

Marcus Ventzke, Digitale Lernwelten

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JahrAnzahl der Vereine
19993.628
20033.956
20054.161
20124.488
20144.533
20174.462
20194.447
Tabelle: Wachstum der Anzahl von Sportvereinen in Sachsen; Quelle: Statista, Anzahl der Sportvereine in Sachsen von 1999 bis 2019 (https://de.statista.com/statistik/daten/studie/12324/umfrage/anzahl-der-sportvereine-in-sachsen/).
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Darstellung – Gesetz zum Thema Ehe und Familie

Das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland ĂŒber die Ehe und Familie in unserer Gesellschaft

(1) Ehe und Familie stehen unter dem besonderen Schutze der staatlichen Ordnung.

(2) Pflege und Erziehung der Kinder sind das natĂŒrliche Recht der Eltern und die zuvörderst ihnen obliegende Pflicht. Über ihre BetĂ€tigung wacht die staatliche Gemeinschaft.

Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland , Art. 6, 24. Mai 1949, in: Markus Kotzur, Art 6. Rn. 6, in: Klaus Stern, Florian Becker (Hg.): Grundrechte – Kommentar. Die Grundrechte des Grundgesetzes mit ihren europĂ€ischen BezĂŒgen, Köln2 2016.

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A B

Aufgabe – Mindmap ĂŒber das Zusammenleben

Erstelle eine Mindmap, die deine persönliche Sicht ĂŒber die Bedeutung des Zusammenlebens in Gemeinschaft wiedergibt.
Hinweise:

  • Du weißt nicht, was eine Mindmap ist? Sieh mal hier nach.
  • Frage deinen Lehrer nach einem geeigneten Mindmap-Programm, das du fĂŒr diese Aufgabe im Netz nutzen kannst oder erstelle es mit Papier, Schere und Stiften.
  • Nutze dabei z. B. folgende Wörter: Familie, Ehe, Vater, Mutter, Kind/er, Großeltern, Schule, Jugendamt, Pflicht, Freiheit, eigene Meinung, Sicherheit, Schutz, Lehrer, Spaß, persönliche Ziele, RĂŒcksicht, Vertrauen, (Sport-)Verein, Freunde, Klassenkameraden, (Sport-)Freunde, Vorschriften machen,
  • Weitere Wörter kannst du eigenstĂ€ndig hinzufĂŒgen.
  • PrĂ€sentiere diese Mindmap deinen MitschĂŒlern.
  • Diskutiert in der Gruppe eure Schwerpunktsetzungen.

Deine fertige Mindmap kannst du anschließend hier hochladen.

Aufgabe – Regeln und Freiheit

  1. Du hast bestimmt einige FreizeitaktivitĂ€ten: Fußball spielen, Multiplayer Games spielen, ein Musikinstrument erlernen usw.
    Ermittle in einer Partnerarbeit fĂŒr mindestens eine FreizeitaktivitĂ€t, was dir daran Spaß macht und welche Regeln man dafĂŒr beachten muss.
  2. In der Überschrift des ersten Abschnitts steht ja die Frage, ob das Einhalten von Regeln Freiheit bedeutet.
  • Beantworte die Frage und bereite dazu einen kleinen SchĂŒlervortrag vor (10 min).
  • Beziehe dabei alle Erkenntnisse ein, die du bisher gewonnen hast.
A B