2. Wie kann ich das Klima schĂŒtzen?

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Urheber: Digitale Lernwelten GmbH

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Die ErderwÀrmung bis zum Jahr 2100 unter 2° C halten. Wie kann das gehen?

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Was wirst du morgen machen? Wirst du wieder frĂŒhstĂŒcken, dich umziehen und zur Schule fahren? Wirst du wieder einen Computer anschalten? Oder ist Wochenende und du hast ganz andere PlĂ€ne?

Im Kapitel „Wie unsere Lebensweise mit dem Klimawandel zusammenhĂ€ngt“ hast du gelernt, dass fast alles, was du tust, Einfluss auf den menschengemachten Klimawandel hat. Und dort stand auch, was du machen kannst, um deinen Beitrag zu verringern. Aber jetzt kommt die schlechte Nachricht: Ganz alleine wirst du die Erderhitzung nicht aufhalten können. Das geht nur gemeinsam mit anderen und vor allem mit der Politik. Darum geht es in diesem Teil.

2.1 Niemand kann die Welt alleine retten

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Ein rauchender Fabrikschlot in Chemnitz
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Urheber: Pat Moin

Unsplash

PD

Ein Schornstein in Chemnitz. Vielleicht kennst du ihn ja sogar? Er gehört nicht zu einem Wohnhaus. Aber die Emissionen haben trotzdem mit Privathaushalten zu tun.

Am Ende des vorherigen Kapitels hast du deine Klimabilanz errechnet (Element 24) und bist wahrscheinlich nicht unter 4,5 Tonnen CO2eq gekommen. Das liegt unter anderem an den öffentlichen Emissionen. Der Rechner aus der Aufgabe im ersten Kapitel fĂŒgt deinem Ergebnis wegen dieser öffentlichen Emissionen automatisch 1,08 Tonnen hinzu. Viele deiner Emissionen kannst du eigentlich nicht vermeiden: Du kannst ja nicht einfach aufhören zu essen, dich anzuziehen, zur Schule zu fahren und in einer warmen Wohnung zu leben. Du hast sogar ein Recht darauf, all das weiterhin zu tun. Aber weil die meiste Energie dafĂŒr in Deutschland aus nicht-erneuerbaren Energiequellen kommt, werden dabei eben Treibhausgase ausgestoßen.

Und du bist ja auch nicht der oder die Einzige mit Treibhausgasemissionen. Schulen, KrankenhĂ€user, Energieversorger, Fabriken, Landwirtschaftsbetriebe – alle stoßen Treibhausgase aus. Es ist gar nicht so einfach, diese Emissionen den unterschiedlichen Bereichen zuzuordnen.

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Darstellung

Das Umweltbundesamt berichtet ĂŒber die Verteilung der Emissionen in Deutschland im Jahr 2018

Den grĂ¶ĂŸten Anteil an den Kohlendioxid-Emissionen hatte 2018 wie bisher die Energiewirtschaft mit 38,4 %. Aus diesem Bereich wurden im Jahr 2018 rund 290 Millionen Tonnen Kohlendioxid freigesetzt. Die Kategorien Haushalte/Kleinverbraucher (16,0 %) und Straßenverkehr/ĂŒbriger Verkehr (21,4 %) sowie Verarbeitendes Gewerbe/Industrieprozesse (zusammen 23,5 %) besitzen hinsichtlich der Kohlendioxid-Emissionen derzeit eine etwas geringere Bedeutung.

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Darstellung

Der Deutschlandfunk kritisiert die Berechnung des Umweltbundesamts

Der Anteil der Privathaushalte ist auf den ersten Blick gar nicht so groß. Denn das Umweltbundesamt rechnet folgendermaßen: Die Emissionen werden dort verortet, wo sie entstehen. Das heißt bei privaten Haushalten, hier zĂ€hlt das Heizen, hier zĂ€hlt das Kochen mit Gas, was aber nicht zĂ€hlt, ist der Strom, weil der im Kraftwerk erzeugt wird. Auch die FernwĂ€rme wird nicht mitgerechnet.

Ergebnis: Private Haushalte sind fĂŒr 17 Prozent der gesamten CO2-Emissionen in Deutschland verantwortlich.* Und: Nicht nur der Strom bleibt in dieser Rechnung außen vor, sondern auch der Verkehr, jede Autofahrt, jeder Flug. Und auch der Konsum wird nicht mitgerechnet – beim Kauf von Turnschuhen etwa wird das CO2, das bei der Produktion dieser Schuhe entsteht, nicht mitgerechnet. Unterm Strich dĂŒrfte der Anteil also weitaus grĂ¶ĂŸer sein,  als es die 17 Prozent nahe legen.

*Anmerkung: Dies bezieht sich auf die Zahlen des Umweltbundesamtes fĂŒr das Jahr 2017. Damals lag der Anteil der privaten Haushalte noch bei 17 Prozent. Im Jahr 2018 ist er auf 16 Prozent gesunken.

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Aufgabe

  1. Lies die Darstellungen (Elemente 3 und 4) durch.
  2. Benenne die vom Umweltbundesamt genannten Bereiche nach der GrĂ¶ĂŸe ihres Anteils an den deutschen CO2-Emissionen.
  3. ErklÀre die Vorgehensweise des Umweltbundesamts bei der Berechnung der Anteile.
  4. ErlÀutere die Kritik des Deutschlandfunks am Vorgehen des Umweltbundesamtes.
  5. Beide Darstellungen sprechen von CO2-Emissionen und nicht von CO2eq-Emissionen.
    Arbeite die Problematik bei der Angabe von CO2-Emissionen heraus. Lies dir dazu die Informationen zu den Treibhausgasen durch.
  6. Der Bereich Landwirtschaft wird in den Darstellungen nicht erwÀhnt.
    - Recherchiere nach den in der Landwirtschaft emittierten Treibhausgasen.
    - Gestalte einen Vorschlag zur besseren BerĂŒcksichtigung der Emissionen aus der Landwirtschaft bei den Berechnungen des Umweltbundesamtes.
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Definition

BegriffserklÀrungen: direkte und indirekte Emissionen

Die eindeutige Berechnung und Zuordnung von Treibhausgasemissionen ist also gar nicht so einfach und erfolgt nicht einheitlich. Die Studie des Umweltbundesamtes (Darstellung, Element 3) verortet die Emissionen dort, wo sie entstehen. Wenn dein Privathaushalt (also alle Menschen, mit denen du zusammen wohnst) die Öl- oder Gasheizung aufdreht, dann entstehen direkte Emissionen.

Es gibt aber noch weitere Emissionen, die jede und jeder von uns verursacht. Wenn du etwa Kleidung oder Schuhe kaufst, dann sind diese oft nicht in Deutschland produziert worden (schau einfach mal nach, wo – es steht meistens auf dem Etikett im Kragen bzw. in der Zunge). Bei der Herstellung sind höchstwahrscheinlich Emissionen entstanden und beim Transport nach Deutschland auch. Das sind die indirekten Emissionen deiner Kleidung! Sie sind zwar nicht beim Kaufen und Tragen der Kleidung entstanden (also direkt bei dir), aber haben trotzdem etwas mit deiner Kleidung zu tun.

Das Umweltbundesamt hat ĂŒbrigens auch mal versucht, alle CO2-Emissionen (also direkte und indirekte) von Privathaushalten zu berechnen. Eine Tabelle dazu findest du hier.

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Definition

BegriffserklÀrung: Energiewende

Die Energie soll nicht mehr von fossilen Brennstoffen, sondern aus erneuerbaren Energiequellen (vor allem Wind und Sonne, aber auch fließende GewĂ€sser und Biomasse) kommen! Das ist das Ziel der Energiewende in Deutschland. Die Kernkraft scheidet als Energielieferant aus, da damit ein zu großes Unfallrisiko und ein Abfallproblem verbunden sind.

Da es aber nicht immer windig ist und die Sonne nicht immer scheint, ist die Versorgungssicherheit eine große Herausforderung. Mit Versorgungssicherheit ist gemeint, dass immer genug Energie fĂŒr Strom und WĂ€rme vorhanden ist, auch wenn gerade nicht genug Wind und Sonne als Quellen zur VerfĂŒgung stehen. Beim Gestalten der Energiewende geht es deshalb vor allem darum, die erzeugte Energie zu speichern und dorthin zu leiten, wo sie gerade benötigt wird.

Christoph Herrler

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Was kann die Politik tun? Ordne die Maßnahmen den passenden Protestschildern zu.
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Einwand

Ja, aber ist Deutschland allein nicht zu unbedeutend fĂŒr den weltweiten Klimaschutz?

Die Bundesrepublik Deutschland ist nur einer von 193 Staaten, die in den Vereinten Nationen (UNO) organisiert sind. Selbst wenn wir in Deutschland gar keine Treibhausgase mehr ausstoßen wĂŒrden, dann macht das weltweit nur eine Reduktion um ungefĂ€hr zwei Prozent aller CO2-Emissionen aus (Deutschlands Anteil im Jahr 2018 belief sich auf 1,93%). Ohne KlimaschutzbemĂŒhungen in den anderen LĂ€ndern der Welt ist es also nicht möglich, beim globalen Klimaschutz etwas zu sein.

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Urheber: Digitale Lernwelten GmbH

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Darum muss Deutschland mit anderen LĂ€ndern zusammenarbeiten und tut das auch. Denn wie du schon weißt, ist Zusammenarbeit beim Klimaschutz sehr wichtig. Wenn es Deutschland als großes Industrieland schafft, klimaneutral zu wirtschaften (das soll bis 2050 erreicht werden), dann kann es ein Vorbild fĂŒr andere LĂ€nder sein und so den Klimaschutz auf der ganzen Welt voranbringen.

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Die Politik in Deutschland könnte also viel fĂŒr den Klimaschutz tun. Aber du bist ja gar nicht in der Politik, oder? Du darfst Politikerinnen und Politiker noch nicht einmal wĂ€hlen, weil das in Sachsen erst ab 18 Jahren möglich ist. Kannst du also gar keinen Einfluss auf die Politik nehmen? 

2.2 Was kann ich tun? – Zum Beispiel politische Maßnahmen fordern.

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Wie alle Menschen hast du ein Recht darauf, deine Meinung zu sagen. Das heißt, auch du kannst von den Politikerinnen und Politikern in Deutschland fordern, dass sie Maßnahmen fĂŒr den Klimaschutz beschließen. Und kannst fordern, dass diese Maßnahmen so gut sind, dass deine Chancen auf ein von dir bestimmtes Leben nicht einseitig beschnitten oder unmöglich gemacht werden. Stellt die Bewegung „Fridays for Future“ solche Forderungen?

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Aufgabe

  1. Informiere dich ĂŒber die AktivitĂ€ten und Ziele der Bewegung „Fridays for Future“?
  2. ErlĂ€utere deine InformationenÂ ĂŒber „Fridays for Future“ den Mitgliedern deiner Lerngruppe.
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Greta Thunberg steht mit einem Schild vor dem Parlament in Schweden. Auf  dem Schild steht auf Schwedisch: Schulstreik fĂŒr das Klima!
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Urheber: Anders Hellberg

https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Greta_Thunberg_4.jpg

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Greta Thunberg mit ihrem Schild, auf dem auf Schwedisch steht: Schulstreik fĂŒr das Klima

Die GrĂŒnderin von Fridays for Future ist die schwedische SchĂŒlerin Greta Thunberg. Sie hat als damals 15-JĂ€hrige erstmals im August 2018 den Schulunterricht bestreikt und sich stattdessen vor das Parlament in Stockholm gesetzt. Dabei forderte sie von der schwedischen Politik energischere Klimaschutzmaßnahmen.

Nach dem Vorbild Gretas Thunbergs gab es in vielen LĂ€ndern im Jahr 2018 solche Streiks. Der erste Global Climate Strike fand dann am 15. MĂ€rz 2019 statt. In Deutschland gingen viele Tausend Menschen fĂŒr Klimaschutz auf die Straßen. Du hast auch ein Recht auf Demonstrationen. Demonstrationen werden von „Fridays for Future“ und anderen Klimaschutzgruppen hĂ€ufig veranstaltet, um ihre Forderungen öffentlich bekannt zu machen und sie an die politisch Verantwortlichen (Parlamente und Regierungen) zu richten.

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Ein Junge hĂ€lt eine große 1,5 Grad-Skulptur aus PappmachĂ© auf einer  Demonstration.
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Urheber: Mika Baumeister

Unsplash

PD

„1,5°“ Dieser Demonstrant erinnert an ein Ziel, das 2015 in Paris von politischen Vertretern fast aller Staaten der Erde beschlossen wurde: Die globale Durchschnittstemperatur soll im Vergleich zum Jahr 1850 um weniger als 2 Grad Celsius und möglichst nicht mehr als 1,5 Grad Celsius steigen. Derzeit liegt die Erhitzung bei ungefĂ€hr einem Grad. Die Staaten haben im Übereinkommen von Paris versprochen, eigene Klimaschutzmaßnahmen zu beschließen, damit das Ziel insgesamt erreicht wird.

Auf einem Sticker von Fridays For Future sind die Wörter 'Könnte', 'HÀtte' und 'Wollte' durchgestrichen. Darunter steht 'Machen!'.
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Urheber: Digitale Lernwelten GmbH

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„Könnte. HĂ€tte. Wollte. Machen!“ Auch die deutsche Bundesregierung hat das Übereinkommen unterzeichnet und versprochen, Klimaschutzmaßnahmen einzuhalten. Viele Politikerinnen und Politiker (und ĂŒbrigens auch viele Unternehmen) betonen immer wieder, dass Klimaschutz eine wichtige Aufgabe ist. Dieser Aufkleber von „Fridays for Future“ kritisiert, dass beim Klimaschutz zu viel in Aussicht gestellt und zu wenig gemacht wird.

Auf einem gelben Aufkleber steht: Klimaschutz ist Menschenschutz
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Urheber: Digitale Lernwelten GmbH

Cc4BYNCSA

„Klimaschutz ist Menschenschutz!“ Dieser Aufkleber der Menschenrechtsorganisation „Amnesty International“ weist darauf hin, dass der Klimawandel Menschenrechte bedroht, vor allem von den Menschen, die arm sind und kĂŒnftig auf der Erde leben (dazu gehörst auch du).

Ein oranger Sticker zeigt einen TierschÀdel und den Spruch Klimakatastrophe = Massenmord.
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Urheber: Markus Spiske

Unsplash

PD

„Klimakatastrophe = Massenmord!“ Nicht nur Menschen leiden unter dem Klimawandel, sondern auch andere Lebewesen. Die ErderwĂ€rmung und ihre Folgen bedeuten fĂŒr viele Tierarten, dass sie aussterben könnten. Dieser Aufkleber der Gruppe „Extinction Rebellion“ macht mit dem toten TierschĂ€del darauf aufmerksam und bezeichnet die mögliche Klimakatastrophe als Massenmord. Nimm Stellung zur Frage, ob das eine angemessene Wortwahl ist?

Ein Pappschild auf einer Demonstration mit diesem Text:
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Urheber: Ma Ti

Unsplash

PD

„System change, not climate change!“ Dieses Schild fordert den Wechsel hin zu einem klimafreundlicheren System. Aber was ist mit System eigentlich gemeint? Hast du Ideen dazu? Gehört das nĂ€chste Plakat auch zu dieser Forderung?

Auf einem Pappschild steht: Solar und Wind statt Kohle, die stinkt
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Urheber: Unbekannt

https://www.pikrepo.com/nleec/woman-holding-sign

PD

„Solar und Wind statt Kohle, die stinkt!“ Dieses Plakat fordert eine Umstellung auf erneuerbare Energiequellen, die keine Treibhausgase verursachen. Vor allem gegen den Kohleabbau richten sich viele Aktionen von Klimaschutzgruppen. Die Gruppe „Ende GelĂ€nde“ besetzt in Deutschland öfter sogar Kohlebagger und Abbaugebiete, sodass die Arbeit dort nicht weiter gehen kann. Das ist illegal. Bewerte diese Aktionen aus deiner Sicht.

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Urheber: Digitale Lernwelten GmbH

Cc4BYNCSA

„Fight 2038!“ Nicht leicht zu verstehen: Das Jahr 2038 bekĂ€mpfen? Was hat dieses Jahr denn Schlimmes getan? Dieser Aufkleber von „Fridays for Future“ richtet sich natĂŒrlich nicht gegen das Jahr an sich, sondern gegen eine Maßnahme der Bundesregierung, die aus Sicht der Aktivisten schon 2030 umgesetzt sein sollte. Ermittle, um welche Maßnahme es sich handelt.

Auf einem Pappschild steht: Planet over profit.
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Urheber: Markus Spiske

Unsplash

PD

„Planet over profit!“ Hier wird die Haltung kritisiert, nur ans Geldverdienen zu denken, statt sich um unsere Lebensgrundlage, den Planeten Erde zu kĂŒmmern. Viele Gegnerinnen und Gegner von schnellen und drastischen Klimaschutzmaßnahmen sagen, dass diese viel zu teuer seien und die Gewinne von Unternehmen sinken lassen. Aber muss man das so sehen? Gibt es Möglichkeiten, wirtschaftlichen Erfolg und Klimaschutz zu verbinden?

Ein Schild auf  einer  Demo zeigt eine Erde in Flammen und diese beiden Slogans:
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Urheber: Markus Spiske

Unsplash

PD

„Act now! Go vegan!“ Hier siehst du einen Aufruf zu einer veganen ErnĂ€hrung. Das bedeutet zum Beispiel, dass man keine Lebensmittel mehr isst, die von Tieren kommen. Also nicht nur kein Fleisch (darauf verzichten Vegetarier), sondern auch keine Eier, keinen KĂ€se und keine Milch.

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Aufgabe

  1. Sieh dir die Slogans in der Galerie (Element 15) an.
  2. Erarbeite deine eigene Position zu einem ausgewÀhlten Slogan.
  3. Recherchiere nach politischen Klimaschutzmaßnahmen in Sachsen. (Nutze diese Internetadresse oder frage deinen Lehrer/deine Lehrerin nach geeigneten Suchadressen im Internet oder anderen Materialien.)
  4. ErlĂ€utere eine dieser Maßnahmen stichwortartig und nimm Stellung zu dieser Maßnahme.
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Ein rundes Schild auf einer Demonstration mit englischem Text.
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Urheber: Jonathan Kemper

Unsplash

PD

Finde eine passende Übersetzung fĂŒr die Forderung auf diesem Plakat.

Gerade wurde zum zweiten Mal die Frage beantwortet, was du fĂŒr den Klimaschutz tun kannst. In Kapitel 1 war die Antwort darauf, deinen Lebensstil zu Ă€ndern. Jetzt lautet sie: sich fĂŒr politische Maßnahmen einsetzen. Was davon ist wichtiger? Oder ist beides gleich wichtig? Darf man erst Maßnahmen fordern, wenn man selbst klimafreundlich lebt und ein Vorbild fĂŒr andere ist? Oder darf man freitags fĂŒrs Klima demonstrieren und trotzdem noch klimaschĂ€dliche Sachen machen?

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Aufgabe

Organisiere eine Umfrage in deiner Lerngruppe zu folgender Behauptung: 

Wenn man fĂŒr mehr Klimaschutz demonstriert, dann muss man privat auch klimafreundlich leben.


Antwortmöglichkeiten:

O Stimme zu.

O Stimme nicht zu.

O Weiß nicht.

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Die Klimaaktivistin Luisa Neubauer auf einer Demonstration
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Urheber: Leonhard Lenz

https://commons.wikimedia.org/wiki/File:FridaysForFuture_protest_Berlin_08-11-2019_22.jpg

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Luisa Neubauer von „Fridays for Future“ Deutschland

Vielleicht hat das Ergebnis in deiner Klasse gerade gezeigt, dass es dazu verschiedene Meinungen gibt. In der öffentlichen Debatte in Deutschland gibt es dazu jedenfalls sehr unterschiedliche Meinungen: Kritik hat es zum Beispiel am Lebensstil der Aktivistin Luisa Neubauer gegeben. Sie wird in den Medien hĂ€ufig als das deutsche Gesicht von „Fridays for Future“ dargestellt, auch wenn die Bewegung eigentlich keine einzelnen Personen in den Vordergrund rĂŒcken möchte.

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Kritik an Luisa Neubauer Zitat von Luisa Neubauer
Die deutsche Klimaaktivistin Luisa Neubauer hĂ€lt aufrĂŒttelnde Reden auf GrĂŒnen-Parteitreffen und bei SchĂŒlerdemos. Die 21-JĂ€hrige hat jedoch durch eine stattliche Zahl von Fernreisen nach Amerika, Asien und Afrika, die sie mit Fotos auf Instagram dokumentierte, selbst schon einen gewaltigen Berg von Kohlendioxid-Tonnen verursacht, der den Ausstoß vieler Durchschnittsdeutscher in zehn Jahren ĂŒbersteigt. Die „klimabesorgte“ junge Frau hat einen mehrfach grĂ¶ĂŸeren CO2-Fußabdruck als der DurchschnittsbĂŒrger.

Quelle: Plickert, Philip (16.02.19): GrĂŒne, KlimaschĂŒtzer und Vielflieger. https://zeitung.faz.net/faz/wi... (Stand: 29.09.20).

Zum Teil wird von mir so eine Art Messiasleben erwartet – sozusagen als Eintrittsbedingung, mich fĂŒr etwas einsetzen zu dĂŒrfen. Das irritiert – und lenkt ab. Ich versuche, mich dem zu entziehen. Ich spreche zum Beispiel nicht groß darĂŒber, dass ich vegan lebe. Weil ich nicht möchte, dass es die Erwartung gibt, man mĂŒsse erst mal ein total ökologisches Leben fĂŒhren, bevor man sich engagieren darf. Unterm Strich gibt es ein nachhaltiges Leben in einer nicht-nachhaltigen Welt ohnehin nicht.

Quelle: SĂŒddeutsche Zeitung Nr. 217 vom 19./20. September 2020, S. 7.

Kritik an Luisa Neubauer Zitat von Luisa Neubauer
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Einwand

Ja, aber warum sind die Kinder denn so undankbar?!

Vielleicht hörst du manchmal Aussagen wie diese: Die Aktivisten von „Fridays For Future“ wollen zu viel zu schnell verĂ€ndern. Dabei sind der Kohleabbau und der Betrieb von Kohlekraftwerken in Sachsen wichtig fĂŒr die Energieversorgung und ein bedeutender Arbeitgeber gerade auch in Regionen, in denen es nicht so viele alternative ArbeitsplĂ€tze gibt. Die jungen Leute erscheinen manchmal undankbar gegenĂŒber den Leistungen der Ă€lteren Generationen, die im Bergbau gearbeitet haben.

Es stimmt. Die Energiewirtschaft auf Basis von Kohleabbau ist fĂŒr den Wohlstand in Sachsen in der Vergangenheit wichtig gewesen, und sie ist immer noch ein bedeutender Wirtschaftszweig. Die Arbeit im Bergbau war und ist anstrengend. Auf die Leistung der Bergarbeiter kann man stolz sein. Und in der Vergangenheit haben wir einfach nicht gewusst, dass die Treibhausgase aus dem Kohlebergbau die Erderhitzung verursachen. Darum sind auch nicht die Bergleute oder Kraftwerksangestellten fĂŒr den Klimawandel verantwortlich.

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Aufgabe

Organisiert eine Podiumsdiskussion zur Frage „Muss jemand von Fridays for Future auch privat klimafreundlich leben?“ per Videocall oder im Klassenraum.

Erarbeitung:

  1. Lest die beiden Zitate oben (Element 20) und diskutiert das Problem kurz in der Klasse.
  2. Erarbeitet, wie viele verschiedene Positionen zu dem Problem es gibt.
  3. Bildet Arbeitsgruppen (mind. 2 Personen) und erarbeitet bestimmte Positionen zu dem Konflikt.
    - Orientiert euch an den Fragen, die im Text vor den Zitaten gestellt wurden.
    - Alle Positionen, die erarbeitet wurden sind, sollen auf dem Podium vertreten sein.
  4. Verteilt die Rolle eines oder zweier Moderatoren.
  5. Erarbeitet die Argumente fĂŒr eure Position in den Arbeitsgruppen. Bezieht dabei eure Erkenntnisse aus dem ersten Kapitel ein.
  6. Bestimmt den Sprecher fĂŒr eure Position auf dem Podium.

Vorbereitung Diskussion (wenn sie im Klassenraum stattfindet):

  • Moderatoren bereiten den Raum vor. Das Podium kann durch zwei bis drei Tische gebildet werden, die nebeneinandergestellt werden. 
  • FĂŒr den Vertreter jeder Gruppe gibt es einen Stuhl. 
  • Davor wird ein Stuhlkreis fĂŒr das Publikum gestellt. 
  • Moderatoren bekommen einen Platz auf dem Podium. 
  • Namensschilder fĂŒr die Sprecher aus den Gruppen werden vorbereitet.
  • Legt eine Zeitdauer fĂŒr die Podiumsdiskussion fest.

Diskussion:

  1. Die Arbeitsgruppen schicken einen Sprecher oder eine Sprecherin auf das Podium. Die Moderatoren sind ebenfalls auf dem Podium. Das Publikum (Mitglieder der Arbeitsgruppen) sitzt davor.
  2. Die Moderatoren eröffnen die Veranstaltung: BegrĂŒĂŸung, Vorstellen das Themas und der Diskutanten, Zielbeschreibung (z. B. Austausch der Meinungen, Finden eines Kompromisses, ...).
  3. Die Sprecherinnen und/oder Sprecher stellen sich vor und tragen kurz ihre Ansichten vor.
  4. Die Moderatoren stellen Fragen und eröffnen damit die Diskussion auf dem Podium. 
  5. Danach können aus dem Publikum Fragen gestellt werden. Die Moderatoren können selbst Fragen an das Podium richten und sorgen dafĂŒr, dass die Diskussionsregeln eingehalten werden.
  6. Die Moderatoren beenden die Diskussion nach der geplanten Zeit und fassen den Stand der Debatte zusammen.

Auswertung:

  1. Wie habt ihr euch in den Rollen gefĂŒhlt? Was war schwierig? Was hat euch gefallen? Was wĂŒrdet ihr in Zukunft anders machen
  2. Ergebnis der Diskussion:
    - Setzt euch mit den Positionen zum Ausgangsproblem auseinander.
    - Charakterisiert die Zusammenfassung der Debatte und bewertet sie.
    - Analysiert, was gelungen und was nicht so gut gelungen ist. Dabei könnt ihr euch folgende Fragen stellen: 
    Habt ihr euch ausreichend auf die Inhalte dieses Kapitels bezogen?
    Warum kam es (nicht) zu einer einheitlichen Position?
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Methode

Podiumsdiskussion per Videokonferenz

Eine Diskussion lÀsst sich auch per Videokonferenz organisieren.

Hier einige Hinweise dazu:

  • Moderatoren können ihre Aufgabe auch durch die Steuerung eines Videokonferenzprogramms ausĂŒben.
  • In vielen Videokonferenzprogrammen können RĂ€ume fĂŒr eigene Arbeitsgruppen angelegt werden. Die Arbeitszeit kann in diesen RĂ€umen vorgegeben werden.
  • Man kann die Funktionen der Teilnehmer markieren, zum Beispiel dadurch, dass jeder in sein Namensfeld noch seine Funktion eintrĂ€gt: „Publikum: Vorname Name“.
  • Im Chat-Bereich kann man seine Meinung kundtun und sich zu Wort melden. Oft ist es auch möglich, sich durch Anklicken von Emojis zu melden.
  • Der Chatbereich kann auch genutzt werden, um Stellungnahmen oder Zusammenfassungen an alle Diskussionsteilnehmer zu verteilen.