Wandern ist nicht gleich Wandern. Menschen bewegen sich aus unterschiedlichen GrĂŒnden fĂŒr unterschiedliche ZeitrĂ€ume an unterschiedliche Orte. Nicht jede dieser Wanderungen nennen wir Migration. Was ist dann eigentlich Migration? Was macht sie besonders und abgrenzbar vom Reisen oder Besuchen? Und wie kann man Migration so untersuchen, dass man versteht, warum Menschen zu Migranten werden? Diese Fragen werden wir in diesem Teilmodul beantworten.
Wandern = Migration?
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Der Begriff Migration leitet sich vom lateinischen Wort migrare ab,
das wandern, aus- oder wegziehen bedeutet. Wir benutzen ihn heute
stĂ€ndig und irgendwie haben wir alle das GefĂŒhl, dasselbe zu meinen,
wenn wir Migration sagen.
Aber nicht jeder Mensch, der sich an einem anderen Ort aufhÀlt als
dem, an dem er geboren und aufgewachsen ist, ist ein Migrant. Menschen gehen
aus unterschiedlichen GrĂŒnden,
unter sehr unterschiedlichen Bedingungen und
mit unterschiedlichen Zielen
an einen anderen Ort. Ob wir eine bestimmte Form dieser Bewegungen
als Migration bezeichnen, hĂ€ngt von all diesen GrĂŒnden, Bedingungen und
Zielen ab.
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Definition
Die Definition von Migration des Bundesamts fĂŒr Migration und FlĂŒchtlinge
Unter Migration versteht man, dass Menschen den Ort, an dem sie leben, dauerhaft Àndern. Manchmal sagt man auch, sie Àndern ihren Lebensmittelpunkt. Von internationaler Migration spricht man, wenn
die Verlegung des Wohnortes ĂŒber LĂ€ndergrenzen hinweg geschieht.
Das Foto zeigt ein Nomadenzelt im Iran. Nomaden ziehen mit ihren
Tierherden von einem Weideplatz zum nĂ€chsten. Oft ĂŒberqueren sie dabei
auch Staatsgrenzen. Sie haben keinen einen Herkunftsort und auch kein
eines Ziel.
Ein Vertragsarbeiter aus Namibia bei seiner Ausbildung zum Schumacher
in WeiĂenfels 1985. Vertragsarbeiter waren Menschen, die von der DDR
aus anderen Staaten angeworben wurden, um fĂŒr einen befristeten Zeitraum
in der DDR zu arbeiten. Danach sollten sie wieder in ihre Heimat
zurĂŒckkehren.
Eine 'SchwĂ€bische BĂ€ckerei' in Berlin â die Betreiber und viele ihrer
Kunden sind wahrscheinlich aus SĂŒdwestdeutschland nach Berlin gezogen, um dort zu arbeiten oder zu studieren.
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Aufgabe
Lies dir die obige Definition von Migration durch und sieh dir danach die 'Galerie:
Migranten?' an.Â
Entscheide bei jedem Bild, ob es sich um Migranten nach der Definition des Bundesamtes handelt. BegrĂŒnde deine Entscheidung.
1.1 Warum gehen Menschen eigentlich woanders hin?
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Migration ist anstrengend. Menschen verlassen geliebte Menschen. Sie nehmen Gefahren und Kosten der Reise auf sich, mĂŒssen sich an einem fremden Ort unter fremden
Menschen neu einrichten. Um sich fĂŒr das Auswandern zu entscheiden, braucht ein Mensch also gute GrĂŒnde. Diese GrĂŒnde lassen sich in Push- und Pull-Faktoren einteilen. Push-Faktoren (engl. to push
= schieben/drĂŒcken) sind GrĂŒnde, die Menschen von ihrem Herkunftsort
wegtreiben. Das sind also zum Beispiel schlechte LebensumstÀnde wie
Arbeitslosigkeit, Verfolgung oder Krieg. Pull-Faktoren (engl. to pull
= ziehen) sind GrĂŒnde, die Menschen zum Ziel ihrer Wanderung
hinziehen. Das mĂŒssen also Verbesserungen oder die Hoffnung auf
Verbesserungen im Leben der Migranten sein.
Mit diesen Faktoren kann man gut erklÀren, warum in bestimmten
Situationen Migration entsteht â wenn Push- und Pull-Faktoren stark
genug sind â und in anderen Situationen nicht.
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Darstellung
Niemand flieht freiwillig
Hinweis: Dieser Text stammt vom UNHCRÂ â der FlĂŒchtlingshilfsorganisation der Vereinten Nationen. Er befasst
sich mit einem bestimmten Fall von Migranten, den FlĂŒchtlingen.
Niemand flieht freiwillig
Völkerrechtlich ist nur derjenige ein FlĂŒchtling, der sein Land aus
âFurcht vor Verfolgung wegen seiner Rasse, seiner Religion,
NationalitÀt, Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen Gruppe oder
wegen seiner politischen Ăberzeugungâ verlĂ€sst. (Art. 1 der
FlĂŒchtlingskonvention)
GrĂŒnde fĂŒr eine Flucht können jedoch sehr unterschiedlich sein. Meist
sind es Krieg und Gewalt, die Menschen dazu zwingen, ihre Heimat zu
verlassen. Immer dabei ist die Angst um das eigene Leben, um das Leben
und das Wohlergehen der Kinder, der Familie oder von Freunden.