2 Fertigungsverfahren

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2 Fertigungsverfahren

2.1 Definition

Als Fertigungsverfahren bezeichnet man den handwerklichen und technischen Prozess zur Herstellung eines Produktes.

Unterscheidet man Fertigungsverfahren nach der Anzahl gleichartiger Produkte, die in einem Los hergestellt werden, ergibt sich folgende Einteilung:

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2.2 Die Einzelfertigung

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Bei der Einzelfertigung wird in der Regel nur eine Einheit eines Produktes (sog. Unikat) hergestellt, dessen Fertigung sich nicht oder nur in ZeitabstÀnden wiederholt.

Dazu erhĂ€lt das Unternehmen den Fertigungsauftrag fĂŒr ein bestimmtes Produkt, der Kunde kann seine individuellen Vorstellungen in den Produktionsprozess einfließen lassen.

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Diese Bilder wurden uns freundlicherweise zur VerfĂŒgung gestellt. Sie dienen nur der Illustration. Wirtschaftliche oder finanzielle Vorteile haben wir dadurch nicht erlangt.
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© Gedrechselte Unikate Franz Zetzl

Diese Bilder wurden uns freundlicherweise zur VerfĂŒgung gestellt. Sie dienen nur der Illustration. Wirtschaftliche oder finanzielle Vorteile haben wir dadurch nicht erlangt. https://www.gedrechselte-unikate.de/

ArrcBYNCNDSA

Ein Tintenroller, der nach Kundenwunsch mit den Noten von Beethovens „Appassionata“ gestaltet wurde.

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Urheber: Dominic Alberts

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Eheringe mit Gravur der Namen der Brautleute und des Hochzeitsdatums sind in Einzelfertigung hergestellt.
Aber natĂŒrlich gibt es auch Ringe, die nicht in Einzelfertigung hergestellt wurden bzw. werden.

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Aber auch grĂ¶ĂŸere Objekte können in Einzelfertigung hergestellt werden:

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Yacht

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Urheber: Federal Waterways Engineering and Research Institute

https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Bauzustand_Neues_Schiffshebewerk_Niederfinow_(49515780916).jpg

Cc2BYNC

Schiffshebewerk

Da dem jeweiligen Produktionsprozess der Auftrag eines konkreten Kunden oder einer konkreten Kundin vorangeht, ist es manchmal auch noch möglich, nach Produktionsbeginn Änderungen der Produkteigenschaften vorzunehmen. Das hĂ€ngt natĂŒrlich vom jeweiligen Produktionsfortschritt ab!

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Aufgabe

§ Cc4BYNCSA

Formulieren Sie einen Auftrag fĂŒr die Einzelfertigung eines Papierfliegers.

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Aufgabe

Überlegen Sie, welche Produkte Sie oder Ihre Familie besitzen, die in Einzelfertigung hergestellt wurden. Schauen Sie sich in Ihrem Zimmer, Ihrer Wohnung oder Ihrem Umfeld um. 
Notieren Sie Ihre Beispiele.

Vor- und Nachteile der Einzelfertigung – unterschiedliche Sichtweisen

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Aufgabe

  1. BegrĂŒnden Sie, warum die Produktion bei der Einzelfertigung erst dann beginnt, wenn ein konkreter Auftrag vorliegt.
  2. ErlĂ€utern Sie einen Vorteil und einen Nachteil fĂŒr ein Unternehmen, das nachtrĂ€glich WĂŒnsche der Kundinnen und Kunden im Rahmen der Einzelfertigung berĂŒcksichtigt. 
  3. BegrĂŒnden Sie die hohen Verkaufspreise fĂŒr Produkte aus Einzelfertigung.
  4. Geben Sie GrĂŒnde an, warum der Kunde oder die Kundin den Fertigungsprozess beeinflussen kann. ErlĂ€utern Sie diesbezĂŒglich einen Vorteil und einen Nachteil fĂŒr das Unternehmen.

2.3 Die Serienfertigung

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Urheber: Andreas Ott

Cc4ND

Einheitliche T-Shirts fĂŒr alle Absolventinnen und Absolventen. Individuell "gestaltet" werden sie durch die Unterschriften der MitschĂŒlerinnen und MitschĂŒler.

§ Cc4BYNCSA

Einheitliche T-Shirts fĂŒr alle Absolventinnen und Absolventen. Individuell "gestaltet" werden sie durch die Unterschriften der MitschĂŒlerinnen und MitschĂŒler.

Bei der Serienfertigung werden mehrere gleichartige Produkte hergestellt. Durch dieses Fertigungsverfahren haben Unternehmen die Möglichkeit, eine bestimmte Menge (Los) auf der gleiche ProduktionsstĂ€tte mit den dort vorhandenen Maschinen herzustellen. FĂŒr eine nachfolgende Serie ist eine UmrĂŒstung der ProduktionsstĂ€tte erforderlich.

Die Serienfertigung ist somit zwischen der Einzelfertigung und der Massenfertigung einzuordnen. Die einzelnen Serien werden auch als Produktionsauflagen der Serienfertigung bezeichnet.

Beispiel

FĂŒr alle SchĂŒlerinnen und SchĂŒler der Abschlussklassen Ihrer Schule werden einheitliche Abschluss T-Shirts bestellt. Alle T-Shirts haben dieselbe GrĂ¶ĂŸe und Farbe und denselben Slogan aufgedruckt.

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Aufgabe

§ Cc4BYNCSA

Fertigen Sie ein Flussdiagramm an, das den Fertigungsprozess fĂŒr den Bau von insgesamt 500 Papierfliegern darstellt. Planen Sie dabei mindestens drei Serien ein.

Aufgabe

Überlegen Sie, welche Produkte Sie oder Ihre Familie besitzen, die in Serienfertigung hergestellt wurden. Schauen Sie sich in Ihrem Zimmer, Ihrer Wohnung oder Ihrem Umfeld um. Notieren Sie Ihre Beispiele.

Vor- und Nachteile der Serienfertigung

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Aufgabe

Entscheiden Sie, ob es sich bei den vorliegenden Aussagen um einen Vor- oder Nachteil gegenĂŒber der Einzelfertigung aus Sicht des Herstellers handelt. 

2.4 Die Sortenfertigung

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Sortenfertigung liegt vor, wenn der gleiche Ausgangsstoff (z. B. Schokolade) auf denselben Produktionsanlagen denselben Produktionsprozess durchlĂ€uft, sich aber lediglich in wenigen Zutaten unterscheidet. So kann die Schokolade als Vollmilchschokolade oder alternativ in den Sorten mit Erdbeeren, ErdnĂŒssen, Joghurt usw. gefertigt werden.

Greift man das Beispiel der T-Shirts der Abschlussklasse wieder auf, dann ergibt sich die Sortenfertigung, wenn die T-Shirts in verschiedenen Farben oder GrĂ¶ĂŸen produziert werden.

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Aufgabe

  1. Nennen Sie weitere Beispiele der Sortenfertigung. 
  2. BegrĂŒnden Sie, warum Unternehmen ihren Kunden, neben der Grundversion eines Produkts auch, zusĂ€tzlich eine Sortenvielfalt anbieten.

Sonderformen

Die Sortenfertigung besitzt zwei Sonderformen: die Chargenfertigung und die Partiefertigung.

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Chargenfertigung Partiefertigung

Die Chargenfertigung ist eine „unfreiwillige“ Sortenfertigung. 

Manche Produktionsprozesse und -bedingungen sind nicht vollstĂ€ndig steuerbar und wiederholbar. Gleiche Produkteigenschaften besitzen deshalb nur Produkte, die von der gleichen Charge stammen. Eine Charge nennt man das Beschickungsgut fĂŒr einen bestimmten Herstellungsprozess.

Zum Beispiel sollten Brötchen einer GroßbĂ€ckerei identisch sein, tatsĂ€chlich unterscheiden sie sich aber. Von den Teigrohlingen kann zu einem bestimmten Zeitpunkt nur eine bestimmte Menge im Ofen gebacken werden, da dieser nur ein bestimmtes Fassungsvermögen hat. Trotz genau vorgegebener und technisch ĂŒberwachter Backtemperatur und -dauer unterscheiden sich die Brötchen von Charge zu Charge leicht voneinander. 

Weitere Beispiele fĂŒr Produkte aus Chargenfertigung sind Medikamente oder Farben. Sollten sich im Nachgang QualitĂ€tsprobleme ergeben, von denen evtl. die ganze oder mehrere Chargen betroffen sind, so kann man diese ĂŒber die auf der Verpackung aufgedruckte Chargennummer identifizieren und die Produkte zurĂŒckrufen.

Anders als bei der Chargenfertigung liegt der Grund fĂŒr minimal unterschiedliche Endprodukte nicht im Herstellungsprozess, sondern bei den verwendeten Rohstoffen. Hierbei entstehen die Unterschiede der Endprodukte aufgrund der QualitĂ€tsunterschiede bei Rohstofflieferungen.

Vor allem bei Naturprodukten kann es zu geringfĂŒgigen Abweichungen kommen. Beispielsweise bezieht eine Molkerei Milch von mehreren Bauernhöfen, um daraus Butter herzustellen. Die einzelne, einheitliche Milchlieferung bezeichnet man als Partie, so dass sich die einzelnen Endprodukte im Geschmack leicht voneinander unterscheiden können.

Chargenfertigung Partiefertigung

2.5 Die Massenfertigung

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Bei der Massenfertigung ist das VervielfĂ€ltigungsprinzip am stĂ€rksten umgesetzt. Das Unternehmen produziert dieses eine Produkt (ggf. in mehreren Varianten) ĂŒber Jahre hinweg in nahezu unendlicher StĂŒckzahl, eine konkrete Fertigungsmenge ist nicht festgelegt. Es wird also davon ausgegangen, dass der Markt die hergestellte Menge auch aufnehmen kann. Konkrete AuftrĂ€ge von Kundinnen oder Kunden sowie ZwischenhĂ€ndlerinnen und ZwischenhĂ€ndlern liegen nicht vor. Die Produkte werden fĂŒr den anonymen Markt hergestellt. VerĂ€nderungen von Produkteigenschaften im Zeitablauf sind möglich, aber eher die Ausnahme. Diese Gleichartigkeit des Produkts hat zur Folge, dass der Herstellungsprozess nahezu ohne Unterbrechungen erfolgen kann.

Diese Massenprodukte werden hergestellt, solange die Kundinnen und Kunden diese Produkte nachfragen. Änderungen der Konsumgewohnheiten und Vorlieben bekommt das herstellende Unternehmen erst mit, wenn der Handel weniger seiner angebotenen Produkte nachbestellt. Zwischen dem Hersteller und den Endverbrauchern gibt es keinen direkten Kontakt.

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Aufgabe

Nach dem erfolgreichen Abschluss der Fachoberschule wollen Sie und ein Freund sich unternehmerisch betĂ€tigen. Inspiriert durch Ihr Abschluss T-Shirt (siehe 2.2 Serienfertigung) schlĂ€gt Ihr Freund als GeschĂ€ftsidee vor: „Lass' uns doch T-Shirts fĂŒr Motto-Wochen in Massenproduktion herstellen!“

Positionieren Sie sich zu dieser GeschÀftsidee.

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Aufgabe

Überlegen Sie, welche Produkte Sie oder Ihre Familie besitzen/nutzen, die in Massenfertigung hergestellt wurden. Schauen Sie sich in Ihrem Zimmer, Ihrer Wohnung oder Ihrem Umfeld um. Notieren Sie Ihre Beispiele.

Vorteile der Massenfertigung – unterschiedliche Sichtweisen

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Verlauf der Kosten bei zunehmender StĂŒckzahl

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Fixkostendegression
§ Cc4BYNCSA

Oben haben Sie gelernt, dass die Erhöhung der Ausbringungsmenge zu einer Senkung der Fixkosten pro StĂŒck fĂŒhrt. Beobachten Sie diesen Effekt (die Fixkostendegression) in der Animation.

BegrĂŒnden Sie, welchem Wert sich die Fixkosten pro StĂŒck fĂŒr „unendliche“ StĂŒckzahlen annĂ€hern wĂŒrden.

Fixkostendegression
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Aufgabe

FĂŒr einen Industriebetrieb liegen die folgenden GrĂ¶ĂŸen vor:

Fixkosten pro Quartal: 300.000,00 €

Variable StĂŒckkosten: 100,00 €

Pro Quartal können maximal 10.000 StĂŒck gefertigt werden.

Erstellen Sie in einem Tabellenkalkulationsprogramm eine Übersicht, in der Sie die Fixkosten pro StĂŒck und die StĂŒckkosten fĂŒr die Ausbringungsmengen 1, 1.000, 2.000 ... 10.000 StĂŒck berechnen lassen.

Recherchieren Sie ggf. relevante Formeln.

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Hilfe zur Aufgabe

Die unabhĂ€ngigen GrĂ¶ĂŸen sind: die Fixkosten je Quartal, die variablen StĂŒckkosten und die Ausbringungsmengen.

Die abhĂ€ngigen GrĂ¶ĂŸen sind: die Fixkosten pro StĂŒck und die StĂŒckkosten.

Nachteile der Massenfertigung – unterschiedliche Sichtweisen

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Aufgabe

Ordnen Sie dem jeweiligen Beispiel den richtigen Fertigungstyp zu.