2. Migration und ihre Grenzen

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2. Migration und ihre Grenzen

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Bist du schon mal migriert? Vielleicht hast du es gar nicht so empfunden, weil du dabei keine nationale Grenze ĂŒberschritten hast. Das ist fĂŒr Migration aber gar nicht unbedingt notwendig. Dennoch wird in Deutschland oft so ĂŒber Migration geredet und geschrieben, als gĂ€be es nur Migration ĂŒber Staatsgrenzen hinweg. In diesem Kapitel kannst du verschiedene Formen von Migration erkunden (eine davon nĂ€her), Debatten ĂŒber Flucht und Migration hinterfragen und schließlich die Frage stellen, ob Grenzen ĂŒberhaupt reguliert werden sollten.

2.1 Was ist eigentlich Migration?

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Migration ist ein vielseitiges PhĂ€nomen, das viele Fragen aufwirft. Diese FAQ der Bundeszentrale fĂŒr politische Bildung beantwortet einige davon. Die Karten liefern eine – nicht vollstĂ€ndige – AufzĂ€hlung von Migrationsformen, grĂ¶ĂŸtenteils basierend auf diesem Glossar.

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https://www.bpb.de/kurz-knapp/...

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Aufgabe

  1. Notiere dir alle Formen von Migration aus dem vorherigen Element, bei denen die Motivation der Migrierenden ein Definitionsmerkmal ist.
  2. Bildet jetzt kleine Arbeitsgruppen. Vergleicht eure Ergebnisse aus Aufgabe 1. Diskutiert, warum ihr manche Formen aufgelistet habt und andere nicht.
  3. Diskutiert, ob alle Motivationen fĂŒr Migration gleich wichtig sind.

  4. WĂ€hlt in RĂŒcksprache mit eurer Lehrkraft eine der folgenden Aufgaben (A oder B) aus, die ihr zusammen in der Gruppe bearbeitet. Stellt euer Ergebnis im Anschluss der gesamten Klasse vor.

    A.
    Im Video ist absichtlich nicht von Armutsmigration die Rede, sondern stattdessen von trapped populations. Dennoch hört man die Begriffe 'Armutsmigration' oder (gleichbedeutend gemeint) 'WirtschaftsflĂŒchtling' manchmal in politischen Debatten. Erörtert gemeinsam, warum die einen diese Begriffe verwenden und andere sie lieber vermeiden.

    B.
    Ist Flucht eine Form von Migration? Immerhin erfĂŒllt sie oft die drei allgemeinen Kriterien, die im Video erwĂ€hnt werden. Trotzdem wĂŒrden an dieser Stelle manche Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler einhaken. In der internationalen FlĂŒchtlingsforschung wird hĂ€ufig zwischen freiwilliger Migration und erzwungener Flucht unterschieden. Nehmt begrĂŒndet Stellung dazu, ob euch (Un-)Freiwilligkeit als Unterscheidungskriterium ĂŒberzeugt.

2.2 Migration und Klimawandel

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Der Klimawandel verĂ€ndert die Umwelt und somit die Lebensbedingungen von Menschen. Somit wird er immer mehr zum einflussreichen Faktor fĂŒr Migrationsentscheidungen. Grob unterscheiden lassen sich zwei Arten von klimawandelinduzierter Migration (oder kurz: 'Klimamigration'). Sieh dir dazu die Galerie an. Sie fasst einige wichtige Informationen aus diesem Kurzdossier zu Migration und Klimawandel zusammen, mit welchem du bei Interesse noch tiefer in das Thema einsteigen kannst.

Die ĂŒber ihre Ufer getretene Ahr ĂŒberschwemmt einen Ort im Ahrtal in Deutschland.
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Urheber: Martin Seifert

https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Hochwasser_Altenahr_Kreuzberg.jpg

Cc4BYNCSA

Einerseits steigt durch den fortschreitenden Klimawandel die HĂ€ufigkeit extremer Wetterereignisse wie Hurrikane, DĂŒrren oder Starkregen – was zu SturmschĂ€den, WaldbrĂ€nden oder Überschwemmungen (wie 2021 im deutschen Ahrtal) fĂŒhren kann. Hier spricht man von „sudden-onset events“, also plötzlich auftretenden Ereignissen. Gebiete werden dadurch (zumindest zeitweise) unbewohnbar und die dort lebenden Menschen mĂŒssen migrieren. Meistens liegt hier also Überlebensmigration vor.

Eine Kuh auf einer verdorrten Wiese.
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Urheber: HĂŒsna Kefelioğlu

https://www.pexels.com/photo/walking-alone-18649969/

Cc4BYNCSA

Andererseits können sich die Lebensbedingungen durch den Klimawandel auch eher schleichend („slow-onset“) verschlechtern. Zum Beispiel wenn Trinkwasser immer knapper wird, Hitzewellen immer lĂ€nger die Gesundheit bedrohen oder sich die Ökosysteme durch den Klimawandel derart verĂ€ndern, dass sich die Voraussetzungen fĂŒr den Betrieb von Fischerei, Forst-, Vieh- und Landwirtschaft (das Bild ist aus der TĂŒrkei) verschlechtern. Um das Auskommen langfristig zu sichern, entsteht auch in diesen FĂ€llen ein Migrationsdruck auf viele Haushalte, von denen dann oft einige Mitglieder in andere Regionen geschickt werden, um Geld zu verdienen.

Die Hauptstadt der Malediven, Malé, ist zu sehen. Es ist eine Stadt auf einer kleinen Insel, komplett vom Ozean umgeben.
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Urheber: Shahee Ilyas

Male-total.jpg

Cc4BYNCSA

Auch der klimawandelbedingte Anstieg des Meeresspiegels vollzieht sich eher langsam und bedroht KĂŒstenregionen und Inseln als LebensrĂ€ume. Bei kleinen Inselstaaten wie den Malediven (auf dem Bild zu sehen ist die Hauptstadt MalĂ©) geht es sogar um die Existenz – das Staatsgebiet versinkt langsam im Indischen Ozean. Hier ist eine Migration auf lange Sicht unvermeidbar.

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Diese Erfahrungsberichte sind von realen Personen (Quelle 1, Quelle 2); die Originalberichte wurden aber ĂŒbersetzt und von anderen Personen eingesprochen.

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Aufgabe

  1. Ordne die Erfahrungsberichte den beiden Arten klimawandelinduzierter Migration („sudden-onset“ oder „slow-onset“) zu.
  2. Beschreibe die Migrationsformen in den Erfahrungsberichten mithilfe der Begriffe aus Element 3.
  3. Analysiere die Erfahrungsberichte auf andere GrĂŒnde fĂŒr Migration hin. Gehe dabei auch auf die Frage ein, inwiefern die Klimakrise als einziger Anlass zur Migration gelten kann.
  4. Der anthropogene (menschengemachte) Klimawandel ist vor allem von reichen IndustrielĂ€ndern, darunter auch die meisten europĂ€ischen Staaten, verursacht worden. Ergibt sich daraus eine besondere Verantwortung der EU, Klimamigrantinnen und -migranten anders zu behandeln als zum Beispiel FlĂŒchtlinge, die vor einem Krieg ohne europĂ€ische Beteiligung fliehen? BegrĂŒnde deine Antwort.
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Lies die völkerrechtliche Definition eines 'FlĂŒchtlings' undÂ ĂŒberlege, ob sie auch auf Menschen zutrifft, die wegen der Folgen des Klimawandels migrieren!

Art. 1 A 2 GFK

2.3 Debatten ĂŒber Flucht und Migration

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Der 'richtige' Umgang mit Migrierenden und FlĂŒchtlingen ist in vielen Gesellschaften Europas stark umstritten. Das Thema ist vielerorts stark politisch aufgeladen und wird emotional, mitunter auch polemisch diskutiert. In manchen Äußerungen wird die RealitĂ€t stark vereinfacht dargestellt, doch auch hinter differenzierteren Aussagen verbirgt sich meist ein Framing, das eine bestimmte Sichtweise etablieren soll. Darum geht es jetzt.

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Wie wird ĂŒber die Aufnahme von GeflĂŒchteten diskutiert?

Der Migrationsforscher Hannes Schammann vergleicht die Debatten in Deutschland von 2015 und 2023

Mit einer gewonnenen Fußballweltmeisterschaft und solider Wirtschaftskraft im RĂŒcken kreisten die Debatten damals vorwiegend um Fragen des Managements. Merkels „Wir schaffen das“ war ein Appell an Effizienz und Ordnung made in Germany. Champions of the World. Dagegen bilden die auslaufende Pandemie, der Krieg in Europa mit der folgenden  Energie- und Wirtschaftskrise und die immer stĂ€rker fĂŒhlbaren Folgen des Klimawandels einen ganz anderen Hintergrund der aktuellen Fluchtzuwanderung. Schnell wurde aus „Wir schaffen das“ ein banges „Können wir uns das leisten?“. [...]
Anders ist auch: Die GeflĂŒchteten lassen sich nicht auf eine Krise zurĂŒckfĂŒhren. Ob an den Kanaren, in Lampedusa oder an der belarussisch-polnischen Grenze: Menschen ĂŒberschreiten an vielen Stellen die eigentlich besser gesicherten Grenzen Europas. Sie kommen aus sehr unterschiedlichen Regionen, sind vor sehr unterschiedlichen Krisen auf der Flucht. Und am Horizont: die zu erwartende Klimamigration.

SĂŒddeutsche Zeitung Nr. 260 vom 11./12. November 2023, S. 41.

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Push- und Pull-Faktoren

Zwei ĂŒberholte Begriffe in der Migrationsdebatte?

Die Theorie der Push- und Pull-Faktoren geht zurĂŒck auf Everett Lee, einem Soziologen aus den USA. Sie ist in den 1960er-Jahren entstanden. Lee wollte damit Migrationsbewegungen erklĂ€ren. Er unterschied dabei Push-Faktoren (to push – drĂŒcken) und Pull-Faktoren (to pull – ziehen). Push-Faktoren beschreiben die negativen UmstĂ€nde im Herkunftsland (z. B. Kriege, Armut und Umweltkatastrophen), die Menschen angeblich von dort „wegdrĂŒcken“. Pull-Faktoren sind positive UmstĂ€nde im Zielland (z. B. hoher Lebensstandard oder gute ArbeitsplĂ€tze), die vermeintlich „anziehend“ wirken.

In der öffentlichen Debatte gibt es beide Begriffe immer noch, aber die zugrunde liegende Theorie gilt in der Migrationsforschung als veraltet. Es sind nicht nur wirtschaftliche Faktoren, die Migrationsentscheidungen beeinflussen. Kritikern zufolge vereinfachen Push- und Pull-Faktoren die RealitĂ€t viel zu stark und haben andere BeweggrĂŒnde oft nicht im Blick. Letztendlich entscheiden Individuen, ob sie migrieren oder nicht – und weniger die strukturellen Faktoren. Und diese Entscheidungen fallen selten aus nur einem Grund. 

Zwar können das mögliche Einkommen und der Lebensstandard bei der Wahl des Ziellands eine Rolle spielen, aber gerade bei Flucht bleibt oft gar nicht die Zeit, eine AbwĂ€gung nach diesen Kriterien anzustellen. Viel wichtiger als wirtschaftliche Faktoren sind die sozialen Netzwerke oder die Sprache, wenn es darum geht, das eigene Land verlassen zu mĂŒssen. HauptsĂ€chlich flĂŒchten Menschen dahin, wo es Verbindungen zu Verwandten, Bekannten oder Freunden gibt. Diese Motive decken die Push- und Pull-Faktoren allerdings nicht wirklich ab.

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In öffentlichen Debatten wird Migration hĂ€ufig unterschiedlich geframed, d. h., in einen bestimmten Rahmen gesetzt. HĂ€ufig stehen politische Forderungen oder Interessen hinter der Art, wie ein Thema prĂ€sentiert wird. Eine Talkshow-Debatte zu „Klimamigration“ könnte zum Beispiel mit folgenden Eröffnungsstatements beginnen.

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Aufgabe

1. In den ersten zwei Statements ist von Flucht die Rede, die anderen beiden vermeiden diesen Ausdruck. Erörtere, was der Grund dafĂŒr sein könnte.

2. Beschreibe, wie Menschen, die migrieren, in den unterschiedlichen Statements dargestellt werden. 

Hilfe: Beschreibe ihre Handlungen mithilfe folgender Adjektivpaare: aktiv/passiv, freiwillig/unfreiwillig, berechtigt/unberechtigt, selbststÀndig/unselbststÀndig, gefÀhrlich/ungefÀhrlich.

2.4 Sollen Grenzen reguliert werden?

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Zugvögel sitzen aufgereiht auf einem Strommast.
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Urheber: Peter Vogel

https://www.flickr.com/photos/peter-ist-troll/10799673495

Cc4BYNCSA

Warten auf den Abflug: Diese Vögel wird niemand beim GrenzĂŒbertritt aufhalten. Sollte es fĂŒr Menschen auch so sein?

Debatten ĂŒber Flucht und Migration können kompliziert und verworren sein. Da hilft es vielleicht, sich die zugrunde liegende Frage noch einmal klar zu machen und zu diskutieren. Wenn Staaten darauf verzichten wĂŒrden, ihre Grenzen zu regulieren, und FreizĂŒgigkeit fĂŒr alle Menschen einfĂŒhren wĂŒrden, dann mĂŒsste man nicht kleinteilig darĂŒber streiten, wer aufgenommen und wer abgewiesen werden soll. Die EU funktioniert im Inneren ja auch ohne Kontrollen fĂŒr EU-BĂŒrgerinnen und -BĂŒrger. Ist es also gut so, dass der Staat ĂŒber den Zutritt entscheidet, oder brauchen wir offene Grenzen? FĂŒr beide Positionen gibt es Argumente.

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Argumentationskasten 1

Menschen sollen da leben dĂŒrfen, wo sie möchten.

  • Ein wichtiges Ziel von Politik ist es, dass es möglichst vielen Menschen gut geht. Wenn sich Menschen in sehr schwierigen Lebensbedingungen befinden, dann sollen sie dorthin migrieren dĂŒrfen, wo es ihnen deutlich besser geht. Das gilt auch dann, wenn sich die Bevölkerung am Zielort durch die Zuwanderung etwas einschrĂ€nken muss – solange es so insgesamt mehr Menschen besser geht als ohne Zuwanderung. (Nutzenargument)

  • Die Politik hat eine besondere Verantwortung fĂŒr die SchwĂ€chsten. Reiche Menschen können relativ einfach dort leben, wo sie gerne möchten. Umgekehrt ist Armut hĂ€ufig ein entscheidender Faktor, der Migration in bessere LebensumstĂ€nde verhindert – etwa fĂŒr sogenannte 'trapped populations’. Um den besonders Schwachen ein besseres Leben zu ermöglichen, muss ihnen dabei geholfen werden, aus ihrer Armutsfalle zu entkommen. Und das kann auch bedeuten, ihnen Migration zu erlauben und aktiv zu ermöglichen. (FĂŒrsorgeargument)

  • In einem Staat und auch innerhalb der EU hat jeder grundsĂ€tzlich das Recht, sich frei zu bewegen und seine Persönlichkeit frei zu entfalten, solange man sich an die geltenden Gesetze hĂ€lt. Es gibt keinen guten Grund dafĂŒr, dass dieses Recht auf Menschen mit einer bestimmten Staatsangehörigkeit beschrĂ€nkt ist. Jeder Mensch sollte dorthin ziehen dĂŒrfen, wohin er möchte. (Rechtsargument)

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Argumentationskasten 2

Der Staat soll darĂŒber entscheiden, wen er aufnimmt.

  • Jeder Mensch soll sich mit anderen zusammenschließen dĂŒrfen (Assoziationsfreiheit). Daher soll ein Staat zulassen, dass Menschen auswandern und sich mit Menschen in einem anderen Staat zusammenschließen, wenn sie das möchten. Im Gegenzug mĂŒssen Staaten aber die Möglichkeit bekommen, sich ihre Mitglieder frei aussuchen zu können – also darĂŒber zu entscheiden, wer einwandern darf und wer nicht. (Vereinigungsargument)

  • Ein wichtiges Ziel von Politik ist es, dass ein solidarisches Gemeinwesen besteht. DafĂŒr nötig ist eine gemeinsame (nationale) IdentitĂ€t, die zum Beispiel von einer gemeinsamen Kultur getragen ist. Der Staat muss diese Kultur schĂŒtzen und darum darĂŒber bestimmen können, wer Teil des Gemeinwesens werden kann und wer nicht. (Kulturargument)

  • Die wirtschaftliche und soziale Infrastruktur in einem Staat ist zwar verĂ€nderbar, aber sie ist immer nur auf eine bestimmte Zahl von Menschen ausgelegt. Der Staat muss beispielsweise dafĂŒr sorgen, dass die Sozialsysteme nicht ĂŒberlastet sind, der Zugang zu GrundgĂŒtern (z. B. Wohnung, Nahrung, Wasser) fĂŒr alle gesichert ist, ein hohes Maß an Sicherheit besteht und die Wirtschaft gut lĂ€uft. Um das besser steuern zu können, muss er auch regulieren können, wie viele Menschen ins Land kommen dĂŒrfen. (Infrastrukturargument)

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Aufgabe

1. Lies dir die beiden ArgumentationskĂ€sten durch. Erstelle dann eine Argumentationswippe zur Frage, was fĂŒr eine Regulierung der Grenzen spricht.

Anleitung: Jedes Argument aus Argumentationskasten 2, das dich ĂŒberzeugt, kannst du auf der „Pro“-Seite positionieren. Argumente aus Kasten 1 landen auf der „Contra“-Seite. Wenn dich ein Argument nur ein bisschen ĂŒberzeugt, dann platziere es nĂ€her zur Mitte. Argumente, die dich ĂŒberhaupt nicht ĂŒberzeugen, kommen nicht auf die Wippe. Du solltest die Anordnung deiner Argumente auf Nachfrage begrĂŒnden können (also GrĂŒnde dafĂŒr angeben können, wenn du ein Argument nicht gewĂ€hlt hast).

2. Mache einen Screenshot deiner Wippe. Vergleiche deine Wippe dann mit denen deiner MitschĂŒler. Diskutiert ĂŒber die Positionierungen der Argumente auf euren Wippen.

3. Sieh dir die Argumente in Kasten 2 noch einmal an. Der Autor dieses Moduls behauptet: Mit diesen Argumenten kann man auch fĂŒr mehr Zuwanderung argumentieren. Nimm zu dieser These begrĂŒndet Stellung.
Von diesen Stichworten kannst du dich dabei inspirieren lassen: demografischer Wandel; Kultur der Vielfalt; FachkrÀftemangel.

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Vielleicht hast du den Eindruck, dass Migration hĂ€ufig als Problem fĂŒr EinwanderungslĂ€nder diskutiert wird. Aber ist das wirklich so? Ein Migrationsforscher ist da anderer Ansicht.

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EinwanderungslÀnder als Profiteure?

Der Migrationsexperte Karl-Heinz Meier-Braun schreibt ĂŒber die Auswirkungen von Migration

„FĂŒr die Ă€rmsten LĂ€nder hat die klimabedingte Auswanderung gravierende Auswirkungen. Sie verlieren ArbeitskrĂ€fte und das EinkommensgefĂ€lle zwischen ihnen und den reichsten LĂ€ndern steigt auf rund 25 Prozent [...]. Diese Entwicklung – Verlust vor allem von qualifizierten ArbeitskrĂ€ften (“brain drain„) bei den EntsendelĂ€ndern und Gewinn von ArbeitskrĂ€ften (“brain gain„) bei den AufnahmelĂ€ndern – ist seit Langem ein Diskussionsstoff in der Migrationsforschung. Die EinwanderungslĂ€nder profitieren seit vielen Jahren von der Zuwanderung und suchen lĂ€ngst schon wieder hĂ€nderingend nicht nur nach qualifizierten ArbeitskrĂ€ften. [...] Migration sollte deshalb generell unter diesem Aspekt auch als Chance und Bereicherung gesehen werden und nicht in erster Linie als Bedrohung und Belastung, wie es oftmals der Fall ist.“

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Aufgabe

Beurteile gemeinsam mit deinen Sitznachbarinnen und Sitznachbarn, wie derzeit in der Öffentlichkeit ĂŒber Flucht und Migration diskutiert wird.